Der Friedhof lag still da, die Gräber schwiegen, die Toten schliefen ihren endlosen Schlaf und leichter Nebel kroch niedrig über den kalten Boden. In der Ferne ertönte das unheilvolle, heisere Krächzen eines Kauzes vernehmen. Graue Wolken verzierten den grauen Nachthimmel, der Mond hing wie ein gelber Totenschädel hoch oben und schaute auf die Erde herab. Kein Stern ließ sich in dieser schaurigen Stunde blicken. Weit entfernt kündigte eine Uhr Mitternacht an. Es war die perfekte Ausgangssituation für ein schwarzes Ritual.
Zwei Nekromanten, sie nannten sich Ophiuchus und Gemini (ihre bürgerlichen Namen waren weitaus weniger spektakulär: Thomas und Hans Otto), hatten sich um das Grab ihres geliebten, aber leider verstorbenen Anführers versammelt. Es war eine schlichte Grabstätte, so wie er es sich gewünscht hatte, schließlich sollte sein Verweilen im Reich der Toten nur von kurzer Dauer sein.
Die schwarzen Roben der beiden Zauberschüler wehten im leichten, frostigen Wind. Ihre Kapuzen hatten sie über ihre kahlen Köpfe geworfen, doch das half auch nicht viel gegen die eisigen Elemente. Ophiuchus seufzte, in diesem dünnen Fummel fror er bis auf die Knochen. Warum musste der Meister ausgerechnet im November sterben? Im Schatten der Dunkelheit waren die beiden hierher gekommen, um den Willen ihres alten Meisters auszuführen. Stundenlang hatten sie versucht, die frostige Erde mit einer rostigen Schaufel aufzubrechen, um zum Sarg zu gelangen. Um genau zu sein, war es Ophiuchus, der buddelte, Gemini sah nur zu, während er sich Sonnenblumenkerne in sein Maul schaufelte.
Es gab so einige Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden Zauberern. Ophiuchus war der fleißigere von den beiden, wohingegen Gemini ein angeberisches Großmaul war, welches sich eher darauf fokussierte, Befehle auszuteilen, statt sich seine Hände schmutzig zu machen. Ophiuchus hoffte, dass sein Meister diesen Nichtsnutz bald vor die Tür setzen oder zumindest in seine Schranken weisen würde.
Nach einigen Stunden des Buddelns und vielen aufgeplatzten Blasen an den schwieligen Händen gelangten sie endlich zum Sarg. Auch dieser war sehr schlicht. Er hatte auch darauf bestanden, dass er nicht verbrannt werden wolle, denn die Auferstehung aus der Asche war den Phönixen vorenthalten.
Die beiden Nekromanten hatten ihr weniges Geld für einen Holzsarg zusammengekratzt und die schlichte Beerdigung veranstaltet, zu der nur wenige Gäste eingeladen worden waren. Anwesend waren die beiden Schüler des Meisters gewesen; seine Mätresse, die Gräfin von Neuschwabenland; sein Geliebter, der Erzkämmerer des atlantischen Königs; sein Cousin dritten Grades, der Meister der parisischen Freimaurerloge und sein alter Lehrer, Vorsitzender der »Liga der schwarzmagischen Nekromanten für die Rechte Wiederauferstandener«.
Die Beerdigung war von kurzer Dauer, es waren nur wenige Worte gesprochen und keine Tränen vergossen worden.
Die Gräfin hatte auf ihr Smartphone geschaut, der Erzkämmerer genüsslich seine Friedrich-Cola getrunken und der alte Lehrer laut geschnarcht. Das hatte ihm aber keiner übel genommen, schließlich war der Herr bereits vierhundertfünfundsiebzig Jahre alt, da konnte er auch schon mal müde sein. Interessanterweise war der alte Meister kein Wiederauferstandener, er hielt sich schlicht durch eisernen Willen und seinen glühenden Hass auf die Menschheit am Leben.
Ophiuchus hatte als einziger der Gruppe eine Geste des Mitgefühls gezeigt und eine verwelkte Sonnenblume auf den Sarg gelegt, die Lieblingspflanze des Meisters. Er liebte seinen Lehrer, nicht auf eine romantisch-sexuelle Art, sondern auf eine Vater-Sohn-Weise. Es füllte ihn mit Stolz, wenn der Meister ihm über den Kopf strich oder ihn lobte.
Ophiuchus hoffte darauf, irgendwann in die Nachfolge des Nekromantenherrn zu treten. Dann konnte er endlich Gemini durch die Gegend kommandieren.
»Hast du an das Buch gedacht?«, fragte Gemini.
»Natürlich, schließlich bin ich nicht so schusselig wie du«, entgegnete Ophiuchus genervt. Er holte ein kleines braunes ledernes Buch hervor. Es handelte sich dabei um das schreckliche ›Necronomicon‹, das grausame Grimoire des verrückten Arabers Abdul Alhazred, welches in einhundertzwanzig Ländern verboten und vom Vatikan auf den Index, die schwarze Liste der katholischen Kirche, gesetzt worden war.
Ursprünglich wollten die beiden Nekromanten Johann Gustav von Radelshagens ›Tote Seelen aus dem Jenseits zurückholen in 100 einfachen Schritten‹ benutzen, doch leider war das Buch in der örtlichen Leihbibliothek nicht mehr verfügbar.
»Hüte deine Zunge, Ophiuchus. Sonst schneide ich sie dir heraus«, mahnte Gemini. »Schlag das Buch auf und lies den Zauberspruch.«
»Warum machst du das nicht?«, entgegnete Ophiuchus und drückte seinem Partner das ›Necronomicon‹ gegen die Brust.
»Du vergisst wohl, wo dein Platz ist.«
»Aber Bruder«, beschwichtigte Ophiuchus, »denk doch nur an das Prestige, das du bekommst, wenn du unseren ehrwürdigen Meister zurückholst.«
Da begannen die Augen von Gemini zu funkeln. Er war sich sehr bewusst, welchen Ruhm es ihm bringen könnte. Der Meister wäre sehr erfreut. Ophiuchus hingegen lächelte und dachte: Du Narr, ich weiß ganz genau, dass du nie auch nur einen Zauberspruch geübt hattest. Nie hast du in das ›Handbuch für Nekromantie‹ geschaut. Du wirst es vermasseln, davon bin ich überzeugt.
Dieser kleine Verrat war es ihm wert, die Rückkehr seines Meisters noch ein wenig zu verzögern. Das Ritual verlief sowieso nach Zeitplan, ein paar Stolpersteine auf dem Weg zum Ziel waren nicht weiter tragisch.
Der Prozess war genauestens organisiert. Zuerst musste der physische Körper in einem Begräbnisritual beerdigt werden. Dem blinden Idiotengott sei Dank, dass die Leiche von Lord Maximilian Magnus Augustus dem Großen vollkommen intakt war, schließlich war er nur in der Dusche unglücklich ausgerutscht und hatte sich den Schädel angeschlagen (seine Haushälterin fand ihn später), ansonsten hätten Ophiuchus und Gemini ihren Meister wieder zusammenflicken müssen und das wollte wirklich niemand.
Danach musste fünf Tage gewartet werden, bis die Seele der Person wieder geholt werden konnte. Die Bürokratie in der Hölle war noch langsamer als in der materiellen Welt. Schlussendlich musste die Leiche exhumiert werden, das durfte aber nur nachts geschehen. Im letzten Schritt wurde einer der unzähligen Zaubersprüche zu dem Thema auf korrekte Weise rezitiert, woraufhin derjenige wieder ins Leben zurückkehren sollte.
Gemini blätterte im ›Necronomicon‹ herum, mit angestrengtem Blick schaute er auf die vergilbten Seiten.
»Was ist, Bruder?«, fragte Ophiuchus. »Findest du nicht die richtige Passage?«
»Doch, doch! Hetz mich nicht so! Ich hab sie schon längst gefunden!« Er tippte mit seinem Finger auf eine Seite. »Nun öffne den verdammten Sarg. Ich möchte nicht noch länger in der Eiseskälte herumstehen und Gefahr laufen, mir die Hoden abzufrieren!«
»Als ob du die je brauchen wirst …«, murmelte Ophiuchus, tat aber, was ihm befohlen wurde. Mit einem Brecheisen brach er den hölzernen Sarg auf, zum Vorschein kam die leicht verweste Leiche ihres Meisters. Rosa Würmer und kleine schwarze Käfer machten sich bereits an ihm zu schaffen.
»Bei Rasputins Bart, das stinkt ja bestialisch!«, Gemini hielt sich die Nase zu und verzog angewidert das Gesicht.
»Würdest du dich nicht immer vor dem Sezieren drücken, könnte dich dieser Geruch nicht so überraschen. Außerdem … was hast du denn erwartet, wonach Leichen riechen? Nach Rosenwasser?«, tadelte Ophiuchus ihn.
»Dummer Klugscheißer. Geh einfach zur Seite, damit ich mit dem letzten Teil des Rituals beginnen kann.« Gemini räusperte sich und begann vorzulesen: »Corpora … Lia … Salta … Corporalia … saltare … saltare …«
»Was ist los?«
»Mein Latein ist ein wenig eingerostet.«
»Dein Latein ist eingerostet?«
»Ja, ich hab … es versäumt, meine Vokabeln zu lernen …«
»Nicht dein Ernst, oder?«
»Keine Sorge, ich krieg das hin. Ich bin ein Naturtalent …«
»Ein Naturtalent im Schwänzen und schwatzen.«
Gemini räusperte sich wieder, diesmal las er weitaus langsamer vor: »Corporalia … saltare … iterum … Corporalia … saltare … iterum … Corporalia saltare iterum. Corporalia saltare iterum. Corporalia saltare iterum!«
Die lauten Worte verhallten wie Donner, doch nichts geschah. Ihr Meister erhob sich nicht aus seiner Gruft. Ophiuchus schaute seinen Partner mit einer gewissen Befriedigung an: »Scheint nicht funktioniert zu haben. Bist du sicher, dass das der richtige Spruch ist?«
»Es müsste der richtige sein … Corporalia saltare iterum … ›Lasst die fleischlichen Körper wieder tanzen‹, einen anderen Zauberspruch kenne ich nicht.«
»Mag vielleicht sein, aber du hast vergessen, ›Dominus Maximus Magnus Augustus magni‹ hinzuzufügen. Bei einem Wiederbelebungsspruch muss immer das Subjekt mitgenannt werden«, erklärte Ophiuchus.
»Wenn du so hochintelligent bist, warum machst du es dann nicht selbst?« Gemini schleuderte das ›Necronomicon‹ seinem Partner entgegen, der es aber glücklicherweise rechtzeitig fangen konnte.
»Mit dem größten Vergnügen, mein lieber Bruder«, Ophiuchus verbeugte sich in einer theatralischen Geste.
Er nahm das Buch an sich und schlug die entsprechende Seite. Doch bevor er etwas vorlesen konnte, wurde er von einem unerwarteten Besucher abgelenkt. Ein kleines Eichhörnchen sprang auf den Grabstein von Lord Magnus. Etwas stimmte nicht mit ihm. Das Fell war schmutzig-grau, ein Auge fehlte und Innereien hingen aus dem Buch heraus, trotzdem schien es quicklebendig zu sein. Doch dann leuchtete die Glühbirne über Ophiuchus Kopf auf.
»Verdammte Scheiße!«, rief er erstaunt aus.
»Was denn?«, fragte Gemini.
»Bruder, sieh doch!«
»Ein Eichhörnchen, na und? Sieht ein wenig gammelig aus.«
»Ein wenig? Das Ding ist eine verdammte Leiche!«
»Ja … Worauf möchtest du hinaus?«, Gemini war ratlos.
»Weil du das Subjekt nicht bei Namen genannt hast, wirkte der Zauberspruch willkürlich auf die nächstbeste Leiche!«
»Ist doch kein Problem, fangen wir das Vieh ein, töten es erneut, beleben dann unseren Meister und alles ist wieder in Ordnung.«
»Das ist tatsächlich mal eine gute Idee. Legen wir los …«
Die beiden Nekromanten blickten zum Grabstein, doch das Eichhörnchen war verschwunden. Sie drehten sich um und schauten in die Gegend, suchten den dunklen Friedhof ab, doch von dem Nagetier war keine Spur zu sehen.
»Beim Geist von Aleister Crowley! Wo ist es hin?«, fragte Ophiuchus.
»Geflohen. Vom Erdboden verschluckt«, erwiderte sein Partner.
»Das ist schlimm, das ist richtig schlimm. Oh, was wird nur Lord Magnus dazu sagen?«
»Was soll schon groß passieren?«
Das Eichhörnchen hetzte über den menschenleeren Friedhof, bewegte seinen Kopf hektisch von links nach rechts. Es war ein wenig verwirrt über die plötzliche Rückkehr in die leibliche Existenz. Seine letzte Erinnerung war der furchtbare Angriff eines Falken, der seine grässlichen Krallen in seinen weichen Bauch hineinschlug und mit seinem scharfen Schnabel die Gedärme rausriss.
Doch das Eichhörnchen wäre eh in den nächsten Tagen elendig krepiert, der Gnadentod durch einen Raubvogel kam da sehr gelegen. Es hatte sich irgendetwas eingefangen, wahrscheinlich Tollwut oder dergleichen. Seit einiger Zeit hatte es schon an Lähmungen und Lethargie gelitten, ständig Schaum vor dem Mund gehabt.
Wahrscheinlich litt der Greifvogel nun auch an der tödlichen Krankheit, das hatte was von ausgleichender Gerechtigkeit.
Es spürte auch, wie diese unnatürliche (selbst für ein wildes Tier) Aggression sich wieder an die Oberfläche seines Bewusstseins bahnte.
Es rannte auf die hell erleuchtete Straße, einige der großen Zweibeiner, wahrscheinlich Nachtschwärmer und betrunkene Partysäue, spazierten mit gesenkten Köpfen durch die städtische Nacht. Beim Anblick der Primaten konnte sich das Eichhörnchen nicht mehr zusammenreißen. Irgendein tiefer, primitiver Instinkt übernahm wie ein Fieber die Kontrolle.
»Blut, Fleisch, rot und warm«, sprach die urzeitliche Stimme im Kopf des Nagers. Sofort sprang es einen Mann im Anzug an, rammte seine scharfen Zähne in den ungeschützten Hals und begann zu fressen.
Als Ophiuchus und Gemini die Szene betraten, war die gesamte Situation bereits zu einem Blutbad ausgeartet. Nicht nur, dass das Eichhörnchen von Passant zu Passant sprang und sie mit einem gezielten Biss in die Halsschlagader tötete, nein, darüber hinaus erhoben sich die Toten kurze Zeit später wieder und begannen dann von sich aus, andere Menschen anzugreifen und zu infizieren, was eine furchtbare, explosionsartige Kettenreaktion auslöste.
Ophiuchus schlug die Hände über den Kopf zusammen. Was hatte er mit seinem kindischen Verhalten bloß angestellt? Er wollte seinem dämlichen Bruder doch nur eine auswischen, stattdessen hatte er eine Zombieapokalypse im Miniaturformat ausgelöst.
»Und was sollen wir deiner Meinung nach jetzt tun?«, fragte Gemini, der das blutige Chaos fast schon teilnahmslos betrachtete.
»Ich weiß es nicht … Wir … Wir müssen das Ritual beenden … noch vor Sonnenaufgang! Lord Magnus wird schon eine Lösung wissen.«
»Er wird ziemlich angepisst sein.«
»Ja, das wird er.«
»Er wird uns bestrafen.«
»Oh ja. Wir werden monatelang die Leichenkeller schrubben dürfen.«
»Wenn er uns nicht für einen Kurzurlaub in die Hölle schickt.«
»Gut möglich, wir sollten uns beeilen.«
»Ausnahmsweise stimme ich dir mal zu, Bruder.«
Die beiden Nekromanten rannten zum Friedhof zurück. Ophiuchus schnappte sich das ›Necronomicon‹, schlug die entsprechende Seite auf und las laut vor: »Dominus Maximus Magnus Augustus magni corporalia saltare iterum.«
Plötzlich nahm der eisige Wind zu, schwarzer Rauch stieg aus dem Grab empor. Gemini und sein Partner gingen ehrfürchtig ein paar Schritte zurück und warfen ihre Körper auf den Boden.
Ranken und Tentakel so schwarz wie Tinte begannen einen zwei Meter hohen humanoiden Körper zu formen. Aus den unzähligen Fäden entstand ein Umhang; außen pechschwarz, innen blutrot. Das Gesicht des Wesens war von einem kreidebleichen Kuhschädel mit Onyxhörnern verdeckt. Zwei grün leuchtende Augen starrten aus den Knochenhöhlen. Die Gestalt breitete ihre langen Arme aus, die in Händen mit dünnen Fingern und scharfen Krallen endeten.
Lord Maximilian Magnus Augustus der Große wanderte wieder über diese verdorbene Erde!
Seine beiden Schüler wagten es nicht, ihre Köpfe auch nur anzuheben. Erst wenn er den Befehl gab, durften sie ihn ansehen.
»Ihr habt euch mächtig Zeit gelassen, meine getreuen Schüler«, brummte die tiefe, unmenschliche Stimme, die wie das Knarren uralter Bäume klang.
»Vergebt uns, Lord Magnus!«, sagten die beiden simultan.
»Erhebt euch, ihr Narren« Sie taten, wie ihnen befohlen wurde. »Und nun erklärt mir, warum meine Rückkehr so erheblich verzögert wurde!«
Ophiuchus hob seine zittrige Hand und fing an zu erklären: »Nun … ich habe … Gemini … den Zauberspruch aufsagen lassen …«
»Bei den tausend Gesichtern von Nyarlathotep du hast was?« Die Stimme ihres Meisters schwoll zu einem mächtigen Orkan an.
Ophiuchus warf sich sofort auf den Boden und rief mit zittriger Stimme: »Es tut mir leid, mein Lord!«
»Das sollte es auch! Du weißt ganz genau, dass dein Bruder ein Dilettant ist! Wie kannst du nur eine so wichtige Aufgabe diesem Abbild von einem Hofnarren überlassen?« Sein feuriger Blick richtete sich auf Gemini. Sofort erstarrte er zu einer Salzsäule.
»Nun erkläre mir, was genau du verbockt hast!«
»Mein Lord … Ich … Ähm … habe aus Versehen … ein Eichhörnchen … wiederbelebt.«
Lord Magnus starrte ihn ungläubig an. Er schüttelte den Kopf und sagte: »Ich glaube, ich habe dich nicht richtig verstanden, mein lieber Gemini … Du hast ein Nagetier, ein totes Nagetier, wiederbelebt?«
Gemini nickte stark mit dem Kopf.
»Bei Yog-Sothoth, und wo ist das verdammte Problem?«
Ophiuchus sprang seinem Bruder helfend zur Seite: »Das kann ich erklären … Das Eichhörnchen rennt nun in der Stadt herum, massakriert Menschen und kreiert nebenbei eine Horde von Zombies …«
Nun brannten die Augen von Lord Magnus wie die Feuer der Hölle, aus denen er emporgestiegen war. Sein Zorn war kaum noch zu halten. Gemini glaubte schon, dass seine Schädelmaske vor Wut einfach zerbrach.
»Ihr Trottel! Was habt ihr angerichtet? Ich schwöre, wenn ich mit euch fertig bin, dann …«, er hielt kurz inne. Eine Idee begann in seinem diabolischen Gehirn Form anzunehmen. Der Zorn verpuffte wieder.
Lord Magnus legte seine Fingerspitzen aneinander und sprach mit ruhiger Stimme: »Wenn ich so darüber nachdenke, habt ihr mir eigentlich ein schönes Geschenk gemacht.«
»Haben wir?« Die Schüler waren verwirrt.
»Ja, meine lieben Kinder. Ihr habt mir eine ganze Stadt voller Untoter gegeben, die ich meinen Willen unterwerfen kann. Oh, das kommt mir gerade recht.«
»Haben wir?«, Ophiuchus und Gemini schauten sich an. Die beiden waren sich noch nicht ganz sicher, was sie von der plötzlichen Veränderung halten sollen.
Lord Magnus lachte, es klang wie das Sterben von Träumen gemischt mit dem Krächzen einer toten Krähe.
»Kommt, meine Kinder, kommt. Es gibt noch viel zu tun. Wir haben schließlich eine Welt zu erobern.«