Also sprach Nietzsche

Ich bin der Unzeitgemäße,meine Worte sind Sprengstoff,mit einem einzelnen Federstrich,vernichte ich jeden selbsternannten Denker,der glaubt,dass Philosophie aus seinem Maul kommt,dieses schwache Geschlecht,keiner ist mir ebenbürtig,ich bin der Sohn Dionysos,bin der Sorgenbrecher,der Menschenzerschmetterer,der Prophet des Zarathustras,keiner sieht die Dinge wie ich,keiner trägt Chaos im Herzen,keiner ist ein tanzender Stern,mein Stift schneidet wie ein Messerdurch die Köpfe„Also sprach Nietzsche“ weiterlesen

Bis das der Tod dich arbeitslos macht

Arbeite und arbeite!Schufte und schufte!Du musst produktiver sein!Die Zahlen müssen steigen!Die Produktivität muss steigen!Imaginierte rote und grüne Linien müssen Wolkendecken durchbrechen!Sei produktiv!Sei ertragreich!Vergiss den Christus, den Odin und den Thor!Vergiss die alten, unnützen Götter!Deine neuen Götter heißen BIP und Produktivität!Schlafe und esse und arbeite!Arbeite und esse und arbeite!Opfere uns deine Lebenszeit!Wer braucht schon Freizeit?Wer braucht„Bis das der Tod dich arbeitslos macht“ weiterlesen

Pflug & Schwert

Zehntausend Traktoren, mechanische Bullen, in Reih und GliedGeballte Macht, ihr tiefes Brummen ein agrarisches LiedDer stählerne Motor brummt und dröhntUnter Tonnengewicht die Straße ächzt und stöhntBauern, Landwirte, Mägde, Knechte rufen gen HimmelVereint im Kampf gegen politischen SchimmelKreuze an Stiefeln, Kreuze auf FeldernIhr stummes Rufen hallt über allen WäldernGanz klar, sie rufen: »Sind wir tot, gibts„Pflug & Schwert“ weiterlesen

Wahlkampfzeit

Alle Jahre wiederjährt sich wieder diese Zeitdann hängen wieder hässliche Fratzenzuhauf an grauen Laternenpfählenstarren mit toten Blick in die Leereund falschem Grinsen im Gesichtgebügelte Frisuren und geschmiegelte Anzügeund wahrscheinlich noch parfümiertund jede Unreinheit beseitigtda hängt die Person So-und-sound der Herr Dies-und-dasnicht zu vergessen Frau Wie-war-doch-gleich-der-Nameda fragt man sich doch gleichaus welchem Loch die gekrochen kamendie„Wahlkampfzeit“ weiterlesen

Hymne auf einen Ritter

Aus altem ehrwürdigen Hause stammest du,geboren in Landschaft aus Schlössern und Burgen,der Geist des Stauferkaisers war in dir,Schüler wurdest du im Kreise eines greisen Meisters,eingeweiht wurdest du in Mystik und Dichtkunst,bis der greise Meister hinabstieg in die heilige Erde,und du zu neuen Taten zogest,im Dienste eines neuen Staates,ein blutrünstiger Leviathan mit unstillbaren Hunger,unter blutroter Fahne„Hymne auf einen Ritter“ weiterlesen

Ritter Kahlbutz

Ritter Kahlbutz, Ritter KahlbutzWas hast du nur getan, du KlotzBrachtest den Schäfer umErschlugest ihn aus Rache drumWolltest rauben seine Braut die MagdVerwehrt wurde dir deine erste NachtVor Dreetzer Gericht sprachst du mit Spott:»Wenn ich doch der Mörder bin gewesen,dann wolle Gott,soll mein Leichnam nie verwesen!«Und so wollten die Richter auf HimmelsthronVerfluchten den märkischen Edelmann und„Ritter Kahlbutz“ weiterlesen

Einem Freund gewidmet

Sechs Jahr ists schon herSeit Du einzogst ins HimmelsheerOhne Trompetenklang stiegst du hinaufEine stille Tragödie nahm ihren Lauf.Kein letztes Wort konnte ich Dir gebenEin inniger Abschied war mir vergebenAls mich die schreckliche Nachricht ereilteMein armes Herz in Schockstarre verweilte.In so mancher Nacht begegnen wir uns in Traumes WeltDer Ring der Freundschaft war noch nicht zerschelltDes„Einem Freund gewidmet“ weiterlesen

Zeuge des Stahls

Dunkel war es, der Abend bitterkalt,der Himmel wolkenlos und sternenklar,einsame Spuren des Schnees verdeckten,die grauen Pflastersteine des Hbfs,geflohen war ich vor der Kälte,zurückgezogen im Bahnhofsgebäude,weiße Neonröhren summten und brummten,im Dönerladen war noch Betrieb,die Backerei machte langsam Feierabend,das chinesische Restaurant war schon lange verwaist,Läden verschwanden und gingen,man sah es überall in dieser sterbenden Stadt,gelangweilt war ich,„Zeuge des Stahls“ weiterlesen

Bauernweisheiten

Ist der Winter kalt und weiß,wird der Sommer lang und heiß.Bringt der Juli heiße Glut,gerät auch der September gut.Wenn im September die Spinnen kriechen,sie einen harten Winter riechen.War bis zu Dreikönig kein rechter Winter,dann kommt auch keiner mehr dahinter.Januar trocken und rau,nützt dem Getreidebau.Gibts im März zu vielen Regen,bringt die Ernte wenig Segen.Im Juni viel„Bauernweisheiten“ weiterlesen

Ist die Türe zu?

Jeden Abend dasselbe Spiel, manchmal wird`s zu viel, Ich geh zu meiner Türe, da ist dieser Zwang, den ich verspüre, Mit Schlafanzug stehe ich im Gang, und stehe vor der Türe, und meine Hand zur Klinke führe, und an der Klinke rüttle, rüttle und schüttle, dabei frag ich mich, das ist mir peinlich, schon erbärmlich,„Ist die Türe zu?“ weiterlesen