Der Sohn des Wärters

Ein wolkenverhangener Himmel am frühen Morgen. Kein Vogel zwitscherte. Noch nie zwitscherte ein Vogel hier. Nicht einmal in den letzten zehn Jahren, die ich an diesen Ort bereits verbracht habe. Gäbe es die zerrissenen Naturkundebücher in der Bibliothek nicht, hätte ich wahrscheinlich längst vergessen, wie Singvögel aussehen.Unangenehme Kälte, eine schwere Feuchte lag in der Luft„Der Sohn des Wärters“ weiterlesen

„Deutschlands Platz an der Sonne“ – Weltmachtvorstellungen in der Gesellschaft des Wilhelminischen Kaiserreichs – Elitenprojekt oder gesamtgesellschaftliches Phänomen?

1. Einleitung Viel wurde bereits über Deutschlands „Griff nach der Weltmacht“ (Fritz Fischer) und seinen Ambitionen, Teilhabe an der Herrschaft der Welt zu haben, diskutiert, doch bei meiner eigenen Recherche ist mir aufgefallen, dass selten die Frage aufgeworfen wird, wie weit „Weltmachtvorstellungen“ in der Gesellschaft des Wilhelminischen Kaiserreichs eigentlich verbreitet waren. Ich  möchte mich der„„Deutschlands Platz an der Sonne“ – Weltmachtvorstellungen in der Gesellschaft des Wilhelminischen Kaiserreichs – Elitenprojekt oder gesamtgesellschaftliches Phänomen?“ weiterlesen

Die Schönheit von Verfall, Tod und Blut – Eine Rezension zu Sebastian Schwaerzels »Schizoid Man«

»Bitte vor dem Verfallsdatum aufbrauchen.« »Bodybuilder schauen einander nicht an, wie sich normale Menschen anschauen. Zumindest nicht so, wie heterosexuelle Männer einander anschauen. Die Blicke, die ich den anderen Männern hinter der Bühne zuwerfe, beginnen bei ihren Knöcheln und hören an ihrem Schlüsselbein auf. Das ist alles, was zählt, der Körper, darüber hinaus sieht man„Die Schönheit von Verfall, Tod und Blut – Eine Rezension zu Sebastian Schwaerzels »Schizoid Man«“ weiterlesen

Pflug & Schwert

Zehntausend Traktoren, mechanische Bullen, in Reih und GliedGeballte Macht, ihr tiefes Brummen ein agrarisches LiedDer stählerne Motor brummt und dröhntUnter Tonnengewicht die Straße ächzt und stöhntBauern, Landwirte, Mägde, Knechte rufen gen HimmelVereint im Kampf gegen politischen SchimmelKreuze an Stiefeln, Kreuze auf FeldernIhr stummes Rufen hallt über allen WäldernGanz klar, sie rufen: »Sind wir tot, gibts„Pflug & Schwert“ weiterlesen

Draußen vom Walde komme ich her, ich muss sagen, es weihnachtet sehr

Orange Funken stiegen wie feurige Glühwürmchen zum Himmel empor, träumten davon, wie Sterne am Firmament zu schweben, doch verglühten, bevor sie auch nur in der Nähe ihres Ziels waren, verschluckt vom dunklen Nichts, fielen als aschene Blätter wieder herab.Jedes Jahr zur selben Zeit, zwanzig Tage nach Weihnachten um genau zu sein, fand die Zeremonie des„Draußen vom Walde komme ich her, ich muss sagen, es weihnachtet sehr“ weiterlesen

Wahlkampfzeit

Alle Jahre wiederjährt sich wieder diese Zeitdann hängen wieder hässliche Fratzenzuhauf an grauen Laternenpfählenstarren mit toten Blick in die Leereund falschem Grinsen im Gesichtgebügelte Frisuren und geschmiegelte Anzügeund wahrscheinlich noch parfümiertund jede Unreinheit beseitigtda hängt die Person So-und-sound der Herr Dies-und-dasnicht zu vergessen Frau Wie-war-doch-gleich-der-Nameda fragt man sich doch gleichaus welchem Loch die gekrochen kamendie„Wahlkampfzeit“ weiterlesen

Hymne auf einen Ritter

Aus altem ehrwürdigen Hause stammest du,geboren in Landschaft aus Schlössern und Burgen,der Geist des Stauferkaisers war in dir,Schüler wurdest du im Kreise eines greisen Meisters,eingeweiht wurdest du in Mystik und Dichtkunst,bis der greise Meister hinabstieg in die heilige Erde,und du zu neuen Taten zogest,im Dienste eines neuen Staates,ein blutrünstiger Leviathan mit unstillbaren Hunger,unter blutroter Fahne„Hymne auf einen Ritter“ weiterlesen

Ritter Kahlbutz

Ritter Kahlbutz, Ritter KahlbutzWas hast du nur getan, du KlotzBrachtest den Schäfer umErschlugest ihn aus Rache drumWolltest rauben seine Braut die MagdVerwehrt wurde dir deine erste NachtVor Dreetzer Gericht sprachst du mit Spott:»Wenn ich doch der Mörder bin gewesen,dann wolle Gott,soll mein Leichnam nie verwesen!«Und so wollten die Richter auf HimmelsthronVerfluchten den märkischen Edelmann und„Ritter Kahlbutz“ weiterlesen

Einem Freund gewidmet

Sechs Jahr ists schon herSeit Du einzogst ins HimmelsheerOhne Trompetenklang stiegst du hinaufEine stille Tragödie nahm ihren Lauf.Kein letztes Wort konnte ich Dir gebenEin inniger Abschied war mir vergebenAls mich die schreckliche Nachricht ereilteMein armes Herz in Schockstarre verweilte.In so mancher Nacht begegnen wir uns in Traumes WeltDer Ring der Freundschaft war noch nicht zerschelltDes„Einem Freund gewidmet“ weiterlesen

Eine Untersuchung literarisch-thematischer Kontinuitätslinien zwischen der Konservativen Revolution und der Neuen Rechten anhand von Ernst Jüngers „Gläserne Bienen“ und Volker Zierkes „Enklave“

1. Einleitung 2023 jährt sich der Todestag von Ernst Jünger zum fünfundzwanzigsten Mal. Geboren 1895, gestorben 1998, somit lebte er 103 Jahre. Er prägte ein ganzes Jahrhundert deutscher Geschichte und Literatur. Jünger durchlebte die wilhelminische Zeit des Kaiserreichs, das tödliche Niemandsland des Ersten Weltkriegs, die von Krisen und Wirren geschüttelte Phase der Weimarer Republik, die„Eine Untersuchung literarisch-thematischer Kontinuitätslinien zwischen der Konservativen Revolution und der Neuen Rechten anhand von Ernst Jüngers „Gläserne Bienen“ und Volker Zierkes „Enklave““ weiterlesen