Nietzsche und die Frauen – Ein Essay

In meinem Essay möchte ich das Verhältnis zwischen Nietzsche und Frauen beleuchten. Wie stand er zu ihnen? War er ein Frauenhasser oder ein Liebhaber des weiblichen Geschlechts? Hatte er überhaupt Interesse an ihnen? Diese und andere Fragen versuche ich im Text zu beantworten. Dabei ziehe ich einige Aphorismen aus den Werken und Zitate Friedrich Nietzsches heran.

Beginnen möchte ich meinen Text mit dem vielleicht bekanntesten Nietzsche-Zitat über Frauen: „Du gehst zu Frauen? Vergiss die Peitsche nicht!“1 Dieser Satz stammte aus dem Buch „Also sprach Zarathustra“ und wird oft herangezogen, um Nietzsches antifeministisches Weltbild aufzuzeigen. Doch ist dieser eine Satz wirklich ein Hinweis auf frauenfeindliche Ansichten? Schauen wir ihn und den Kontext uns genauer an.

Man kann argumentieren, dass Nietzsche nicht selbst spricht, sondern seine Figuren in einer von ihn erdachten Situation. Die Worte stammen auch nicht aus dem Munde Zarathustras, sondern werden von einem „alten Weib“ gesprochen. Er trifft die Frau auf seinem Weg und sie beginnen sich über das weibliche Geschlecht zu unterhalten. Zarathustra hält die Frauen für Rätsel, für die es nur eine Lösung gebe: Schwangerschaft. Die Frau habe den Mann zu dienen und Kinder zu gebären. Nicht mehr und nicht weniger. Dazu möchte ich an anderer Stelle näher darauf eingehen.

Das „alte Weib“ sagt zu Zarathustra, dass sie über eine „Wahrheit“ verfüge. Zarathustra möchte sie selbstverständlich wissen und die Frau antwortet mit dem bekannten Satz: „Du gehst zu Frauen? Vergiss die Peitsche nicht!“ Was möchte sie Zarathustra damit sagen? Sie erteilt ihn einen sehr vieldeutigen Ratschlag. Ist die Frau gefährlich und man sollte sich mit einer „Waffe“ (die Peitsche) vor ihr schützen? Oder sollte man sie mit der Peitsche gefügig machen? Soll man den Frauen Gehorsamkeit einprügeln? Ist das Nietzsches Ratschlag oder sind das nur die Worte der Figur?

Um für mehr Klarheit zu sorgen, sollten wir uns Zarathustras Frauenbild und die vorherigen Textstellen, sprich diejenigen vor dem Ratschlag, genauer beleuchten.

Wie schon vorher erwähnt, erfüllt die Frau für Zarathustra nur zwei Zwecke: Diener für den Mann und das Gebären von Kindern. Er sagt der alten Frau auch, dass man über Frauen nur von Mann zu Mann, nicht von Mann zu Frau sprechen sollte. Zarathustra hält Frauen für Spielzeug, gefährliches Spielzeug um genau zu sein. Der Mann sei dafür da Kriege zu führen und in ihnen zu kämpfen, die Frau habe hingegen die Aufgabe für die Erholung des erschöpften, vom Krieg gebeutelten Mannes zu sorgen. Alles andere wäre, laut Zarathustra, eine unglaubliche Dummheit.

Frauen sollen Kinder gebären, am besten den „Übermenschen“ und sich um deren Erziehung kümmern, denn eine Frau versteht Kinder besser als ein Mann. Die Frau soll gar das Kind im Manne suchen und mit ihm spielen, denn sie ist ja nicht mehr als ein Spielzeug für ihn. Der Mann brauch sich nicht um die Erziehung des Nachwuchs zu kümmern, er ist dazu wahrscheinlich nicht mal in der Lage. Schließlich wurde er nur für den Krieg gemacht. Der Nachwuchs ist allein Aufgabe der Frau.

Etwas weiter im Text spricht Zarathustra über das Gemüt der Frau. Das sei schlicht und ruhig, er vergleicht es mit der Oberfläche eines seichten Gewässers. Ganz im Gegensatz zum Mann, der ein stürmisches, kräftiges und tiefes Gemüt besitzt, das eine Kraft besitzt, die die Frau vielleicht ahnt, aber nicht in der Lage ist zu begreifen. Die Frau hat zu gehorchen und die Aufgabe zu ihrer „Oberfläche“ eine „Tiefe“ zu finden. Was Zarathustra, oder auch Nietzsche, damit sagen möchte, liegt klar auf der Hand. Frauen sind den Männern intellektuell bei Weitem unterlegen, sie besitzen keinerlei „Tiefe“. Frauen sind eher „ruhige Wesen“, die nur gefährlich werden, wenn sie lieben und Männer sind die „Stürmischen“ und „Kräftigen“. Das weibliche Geschlecht sei, zumindest laut Zarathustra, als alleinstehendes Wesen nicht einmal komplett, sondern brauch dafür einen Mann. Nur dann sei eine Frau vollständig. Und wie schon mehrmals gesagt, die Frau hat die Aufgabe zu dienen und sich um die Kindern zu kümmern. Nicht mehr und nicht weniger.

In diesem Kapitel, mit dem passenden Titel „Von alten und jungen Weibern“, von „Also sprach Zarathustra“ wird ein aus heutigen Verhältnissen betrachtet sehr altmodisches wirkendes Frauenbild präsentiert. Die Frau als Dienerin. Die Frau als Spielzeug. Die Frau als Gebärmaschine. Heute würde man das als antifeministisch und frauenfeindlich bezeichnen, doch damals war das mehr oder weniger gesellschaftlicher Konsens in der von Männern dominierten Welt.

Reicht das aus um über Nietzsches Frauenbild ein Urteil zu fällen? Schauen wir uns weitere Zitate und Aphorismen aus anderen Werken an.

Die nächsten Zitate sind in ihrem „Antifeminismus“ schon weitaus deutlicher. In seinem Werk „Jenseits von Gut und Böse“ hat Nietzsche mehrere Aphorismen geschrieben, die sich mit der Frau beschäftigen und keiner davon betrachtet die Frau im positiven Licht. Beginnen wir mit dem Aphorismus 232, der beginnt so: „Das Weib will selbständig werden: und dazu fängt es an, die Männer über das ‚Weib an sich‘ aufzuklären – das gehört zu den schlimmsten Fortschritten der allgemeinen Verhäßlichung Europas.“2 Hier spricht Nietzsche wahrscheinlich von der langsam in Fahrt kommenden Emanzipation der Frauen. Einundzwanzig Jahre vor Erscheinen von „Jenseits von Gut und Böse“ wurde der erste deutsche Frauenverein, der „Allgemeine Deutsche Frauenverein“, von Luise Otto-Peters gegründet, die sich zum Ziel gesetzt hatte, mehr Bildung für Frauen und die Befreiung der weiblichen Arbeit durchzusetzen. Man kann sich vorstellen, dass Nietzsche diese Art von Vereinen sehr kritisch sah. Denn wenn Frauen anfangen selbständig zu werden und sie die Männer über sich aufklären, dann führe das zu einer „Verhässlichung Europas“, so zumindest laut Nietzsche.

Weiter im selben Aphorismus schreibt er auch: „Das Weib hat so viel Grund zur Scham; im Weibe ist so viel Pedantisches, Oberflächliches, Schulmeisterliches, Kleinlich-Anmaßliches, Kleinlich-Zügelloses und -Unbescheidnes versteckt […] das im Grunde bisher durch die Furcht vor dem Manne am besten zurückgedrängt und gebändigt wurde.“3

Frauen seien, laut Friedrich Nietzsche, oberflächlich (sprich „dumm“), kleinkariert und zu unbescheiden, sie beherrschen keine Selbstkontrolle und seien in ihrer Wissenschaft zu „oberlehrerhaft“. Diese „negativen“ Eigenschaften waren bisher noch vom Mann im Zaum gehalten worden. Ob nun mit verbaler oder körperlicher Gewalt wird hier nicht explizit deutlich. Da wir hier vom 19. Jahrhundert sprechen, tendiere ich zu letzteres. Was Nietzsche mit den ersten Sätzen dieses Aphorismus sagen möchte, ist eindeutig. Durch die fortschreitende Emanzipation und Verselbstständigung der Frau kommen all ihre negativen Eigenschaften und all ihre „Scham“, die vorher noch durch die Furcht vor dem Mann zurückgehalten wurde, zu Tage.

Nietzsche hält Frauen auch für unfähig Wissenschaft zu betreiben oder aufzuklären. Denn Aufklärung war schließlich schon immer Männersache und was Frauen über Frauen schreiben, solle man immer mit Misstrauen betrachten. Es bleibt schließlich die Frage offen, ob „das Weib über sich selbst eigentlich Aufklärung will – und wollen kann.“4 Der Philosoph hält die Frauen für intellektuell gar nicht fähig, solch einen „Männerjob“ zu erledigen. Er bezweifelt sogar, ob sie die Aufklärung über sich selbst wirklich wollen oder ob Frauen einfach nur einen neuen „Putz“ für sich suchen, denn das Sich-Putzen gehören doch zum „Ewigweiblichen“.

Nietzsche wirft den Frauen sogar vor, dass sie gar keine Wahrheit suchen, sondern das sie einfach nur nach Herrschaft streben. Nietzsche schreibt im Aphorismus 232 folgendes: „Nichts ist von Anbeginn an dem Weibe fremder, widriger, feindlicher als Wahrheit – seine große Kunst ist die Lüge, seine höchste Angelegenheit ist der Schein und die Schönheit.“5

Frauen seien also pathologische Lügner, deren einzige Angelegenheit es sei schön auszusehen. Nietzsche gibt aber offen und ehrlich zu, dass gerade diese „Eigenschaften“ für den Mann besonders anziehend und attraktiv seien. Er argumentiert auch, dass Männer Frauen gar nicht so missachten, wie oft dargestellt wird. Laut ihm wäre die Frau die ärgste Feindin der Frau. Denn das weibliche Geschlecht misstraue sich selber am stärksten.

Er schreibt in seinem Werk „Jenseits von Gut und Böse“ (Aphorismus 233) auch, dass er es sehr bedenklich findet, wenn Frauen sich auf bestimmte weibliche historische Figuren berufen. Dies „verrät [nämlich] die Korruption der Instinkte – noch abgesehn [sic!] davon, daß es schlechten Geschmack verrät.“6 Die Personen, die er aufzählt, heißen Madame Roland, Madame de Staël und Monsieur George Sand. Bei der ersten Dame handelt es sich um Jeanne-Marie Roland de La Platiére. Sie war eine wichtige politische Figur der Französischen Revolution, die einen Salon betrieb und an der Seite ihres Mannes die Politik Frankreichs beeinflusste. Sie starb 1793 durch die Guillotine.

Madame de Staël, auch bekannt als Anne-Louise-Germaine Baronin von Staël-Holstein. Sie war eine französische Schriftstellerin und Wegbereiterin der vergleichenden Literaturwissenschaft und der Literatursoziologie.

Die letzte Dame, Monsieur George Sand, schrieb unter einem männlichen Pseudonym. Ihr echter Name lautet Amantine Aurore Lucile Dupin de Francueil. Auch sie war eine französische Schriftstellerin, die eine Vielzahl an gesellschaftskritischen Beiträge und Romane schrieb. Nietzsche hatte über sie eine ziemlich eindeutige Meinung: „Das Schlimmste freilich bleibt die Weibskoketterie mit Männlichkeiten, mit Manieren ungezogner [sic!] Jungen. – Wie kalt muß sie bei alledem gewesen sein, diese unausstehliche Künstlerin! […] Und wie selbstgefällig sie dabei dagelegen haben mag, diese fruchtbare Schreibe-Kuh.“7

Nietzsche hält nicht viel von diesen drei Damen, auf die sich die Frauen oft berufen. Für ihn und andere Männer sind diese Frauen nur „drei komische Weiber“8, nicht viel mehr. Er behauptet sogar, dass die Drei die „besten unfreiwilligen Gegen-Argumente gegen Emanzipation und weibliche Selbstherrlichkeit“9 seien. In diesem Aphorismus benutzt er drei ungemein talentierte, mutige und begabte Frauen, die versuchten sich gegen die unterdrückerischen Geschlechternormen ihrer Zeit aufzulehnen. Sie setzten sich gegen die hochmütige Männerwelt durch und wurden Schriftstellerinnen und einflussreiche Personen. Nietzsche kann darüber nur die Nase rümpfen und überschüttet sie, wie auch jede andere Frau, die sich diese Persönlichkeiten als Vorbild nehmen, mit beißender und teilweise hässlicher Polemik. Wahrscheinlich handelt es sich hier, um einem Fall von verletztem Stolz und vielleicht sogar Angst, denn laut seiner Auffassung waren Frauen ja oberflächlich, intellektuell minderwertig und einzig dafür da dem Mann zu dienen, Kinder zu erzeugen und zu erziehen. Doch hier haben wir drei Beispiele, die sich mit diesem Modell nicht zufrieden gegeben haben und versuchten mehr zu erreichen. Das könnte Trotzreaktionen bei Männern wie Nietzsche hervorrufen.

Auch an den Kochkünsten der Frauen hat der Philosoph etwas auszusetzen. In Aphorismus 234 schreibt er: „Die Dummheit in der Küche; das Weib als Köchin; die schauerliche Gedankenlosigkeit, mit der die Ernährung der Familie und des Hausherrn besorgt wird!“10 Er beschwert sich darüber, dass Frauen nicht wissen, was ordentliche Speisen wirklich bedeuten und trotzdem Köchinnen werden wollen. Nietzsche argumentiert, dass durch miserable Köchinnen und die fehlende Vernunft in der Küche die Entwicklung der Menschheit gehindert und am meisten negativ beeinträchtigt wurde. Und diese Sache soll sich zu Nietzsches Zeiten angeblich nicht gebessert haben. Dieser Aphorismus war an die „höheren Töchter“ gerichtet.

In Aphorismus 238 mokiert Nietzsche sich über all die Männer, die von Gleichberechtigung der Frau sprechen und dabei den „den abgründlichsten Antagonismus und die Notwendigkeit einer ewigfeindseligen Spannung“11 zwischen beiden Geschlechtern leugnen. Es sei ein Zeichen absoluter Dummheit, wenn man von „gleichen Rechten, gleicher Erziehung, gleichen Ansprüchen und Verpflichtungen“12 spricht. Ein Denker, der sich bei solchen Grundfragen so äußert, der wird sich, zumindest laut Nietzsche, auch bei anderen Disziplinen und Themengebieten als dumm und „flachköpfig“ erweisen. Er wird niemals vollständige „Tiefe“ (damit ist „intellektuelle Tiefe“ gemeint) in seinen Denken erreichen, so wie es „echte“ Männer tun. Ein Mann muss eine gewisse „Tiefe“ erreichen, „in seinem Geiste wie in seinen Begierden.“13 Männer sollen ihre Frauen auch nicht als eigenständig denkende Wesen betrachten, sondern als Gegenstände, die man besitzen kann und auch soll. Man soll sich die Frau „orientalisch denken“14, sprich „als Besitz, als verschließbares Eigentum, als etwas zur Dienstbarkeit Vorbestimmtes und in ihr sich Vollendendes.“15 Nietzsche nimmt sich dabei die asiatische Welt als Vorbild, die ihre Frauen angeblich schon seit Jahrhunderten so behandeln und dabei erfolgreich sein sollen. Denn die Asiaten besitzen eine „ungeheure Vernunft […] [und] Instinkt-Überlegenheit.“16

Schon die alten Griechen sollen sich darauf berufen haben, sie waren schließlich die „besten Erben und Schüler Asiens.“17 Die Griechen sind mit zunehmender Kultur immer strenger gegen ihre Frauen vorgegangen. Nietzsche begrüßt das und rät jeden Mann genauso zu handeln. „Wie notwendig, wie logisch, wie selbst menschlich-wünschbar dies war: möge man darüber bei sich nachdenken!“18, schreibt er als letzten Satz im Aphorismus 238.

Nietzsche sieht es auch gar nicht als nötig an Frauen zu emanzipieren. Schließlich sei „[d]as schwache Geschlecht […] in keinem Zeitalter mit solcher Achtung von seiten [sic!] der Männer behandelt worden als in unserm Zeitalter.“19 Es gäbe gar keinen Grund für Frauen nach Emanzipation und gleichen Rechten zu rufen. Nietzsche schreibt im Aphorismus 239, dass die Frauen langsam verlernen würden sich vor dem Mann zu fürchten. Und wenn der „Mann im Manne nicht mehr gewollt und großgezüchtet [sic!] wird“20, so „entartet“ die Frau, d.h. sie weicht von den gesellschaftlichen Normen negativ ab. Laut Nietzsche geschehe das momentan (in seiner Zeit), die Frau strebe nach rechtlicher und wirtschaftlicher Selbstständigkeit. Er befürchtet, dass durch die zunehmende Emanzipation, die Frauen ihre „Weiblichkeit“ verlieren. Nietzsche bezeichnet es als ein „merkwürdiges Symptom […] der zunehmenden Schwächung und Abstumpfung der allerweiblichsten [sic!] Instinkte.“21 Es sei gar eine Dummheit, eine „beinahe maskulinische Dummheit“22 sogar, für die sich jede wohlerzogene Frau schämen sollte. Die Frau verliere durch die Emanzipation ihre natürlichen Fähigkeiten und Begabungen. Dadurch dass sie sich nicht mehr als das „Haustier des Mannes“ sieht und es auch nicht mehr sein will, zerbröckeln langsam ihre „weiblichen Instinkte.“ Die Frau unterzieht sich quasi einer „Entweiblichung“23, das sieht Nietzsche sehr kritisch. Er greift auch die Männer an, Nietzsche bezeichnet sie als „blödsinnige Frauen-Freunde und Weibs-Verderber [sic!] unter den gelehrten Eseln männlichen Geschlechts“24, die Frauen dazu ermutigen, selbständig zu denken und zu handeln. Nietzsche sieht das als eine Gefahr, denn dann werden die Frauen zu „Freigeistern und Literaten“25 gemacht und „man verdirbt fast überall ihre Nerven mit der krankhaftesten und gefährlichsten aller Arten Musik (unsrer deutschen neuesten Musik)“26, wodurch sie letztlich sogar „unfähiger“ werden Kinder zu gebären. Denn eine selbstständige Frau wird sich entschieden dagegen wehren, zu einer Brutmaschine zu verkommen. Nietzsche möchte nicht, dass die Frauen „entzaubert“ und „langweilig“ werden. Er sieht schwarz für Europa. Im letzten Absatz schreibt er nämlich:

„O Europa! Europa! Man kennt das Tier mit Hörnern, welches für dich immer am anziehendsten war, von dem dir immer wieder Gefahr droht! Deine alte Fabel könnte noch einmal zur ‚Geschichte‘ werden – noch einmal könnte eine ungeheure Dummheit über dich Herr werden und dich davontragen! Und unter ihr kein Gott versteckt, nein! nur eine »Idee«, eine »moderne Idee«!“27

Friedrich Nietzsches Werk „Jenseits von Gut und Böse“ offenbart ein zutiefst frauenfeindliches und antifeministisches Weltbild. Hier wird sich mit Händen und Füßen gegen jegliche Form von Emanzipation der Frau gewehrt. Jede Art von Selbständigkeit wird als Verfall der Kultur betrachtet, jeder Anflug von gleichen Rechten als Entartung. Laut dem Werk sollen Frauen dienen, schön aussehen und sich dem Mann vollständig unterordnen. Sie sind Spielzeuge der „mächtigen und intelligenten“ Männern. Frauen hingegen sind dumm, kleinkariert und viel zu oberflächlich, um in der selben Liga wie Männer zu sein. Das weibliche Geschlecht soll sich aus Wissenschaft und Aufklärung heraushalten, denn das sei ausschließlich Männersache. Frauen, die sich wie Männer verhalten und versuchen Gesellschaftsnormen zu brechen, werden als „komische Weiber“ diffamiert. Aber nicht nur gegen Frauen teilt der Philosoph heftig aus. Auch alle Männer, die sich für Emanzipation und Frauenrechte einsetzen, bekommen etwas von der Polemik ab. Sie werden als „Esel“, „Frauen-Freunde“ und „Weiber-Verderber“ bezeichnet. In „Jenseits von Gut und Böse“ wird die Emanzipation als eine schreckliche Gefahr betrachtet, die droht ganz Europa in einen dunklen Abgrund zu ziehen. Denn schließlich „entzaubere“ sie die Frauen und macht sie „langweilig“, auch die Kultur soll davon zugrunde gehen. Wie und warum wird nicht erklärt.

Nun möchte ich ein abschließendes Fazit aus meinem Essay ziehen und die Frage nach Nietzsches Frauenbild zu klären. Ist Nietzsche frauenfeindlich und antifeministisch? Nachdem ich die Werke „Also sprach Zarathustra“, „Jenseits von Gut und Böse“ und „Götzen-Dämmerung“ betrachtet habe, kann ich mit Sicherheit sagen: ja.

Besonders „Jenseits von Gut und Böse“ offenbart Nietzsches tiefe Abneigung gegen Frauen und jeglicher Form von Emanzipation. Mit schonungsloser Polemik und bissiger Ironie wird gegen die Selbstständigkeit des weiblichen Geschlechts argumentiert. Wie schon mehrmals gesagt, wird die Emanzipation als eine Art Gefahr gesehen. Warum das so ist, vermag ich nicht zu beantworten. Vielleicht hatte Nietzsche damals Angst, dass sich seine Vorurteile als falsch erweisen könnten und das sich Frauen sehr wohl mit ihn messen können, weshalb er sich darüber lustig machen musste. Oder er handelte aus männlicher Eitelkeit heraus.

Man muss aber auch beachten, dass sein Frauenbild nur aus Sicht der heutigen Zeit sehr antifeministisch wirkt. Damals im 19. Jahrhundert war diese Sichtweise weitaus verbreiteter als in unserer heutigen modernen Welt. Wie stark nun seine Ansichten von denen seiner Zeitgenossen abwichen oder inwiefern sie sich deckten, kann ich hier nicht beurteilen. Ich bin während meiner Recherchen zu diesem Essay auf einige Aussagen von Philosophen gestoßen, die ungefähr im selben Zeitraum lebten wie Friedrich Nietzsche und ihre Frauenbilder deckten sich mit dem was Nietzsche über das weibliche Geschlecht dachte. Aber zu einer genaueren Aussage bin ich nicht fähig, dazu müsste ich die Werke der anderen Philosophen unter die Lupe nehmen.

Mein abschließendes Fazit ist, dass Friedrich Nietzsche ein aus heutiger Sicht antifeministisches Frauenbild hatte und gegen jegliche Form von Emanzipation und Frauenrechten war. Der Mann, der mit keiner Frau verheiratet war, riet anderen Männern Frauen als „Besitz“ zu betrachten.

1 Friedrich Nietzsche, Also sprach Zarathustra. Ein Buch für Alle und Keinen, hrsg. von Michael Holzinger, Berlin 2013, S. 47.

2 Friedrich Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse. Vorspiel einer Philosophie der Zukunft, hrsg. von Michael Holzinger, Berlin 2013, S. 116.

3 Ebd, S. 116f.

4 Ebd, S. 117.

5 Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse, S. 117.

6 Ebd. S. 118.

7 Friedrich Nietzsche, Götzen-Dämmerung. Oder Wie man mit dem Hammer philosophiert, hrsg. von Michael Holzinger, Berlin 2013, S. 43.

8 Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse, S. 118.

9 Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse, S. 118.

10 Ebd.

11 Ebd., S. 119.

12 Ebd.

13 Ebd.

14 Ebd.

15 Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse, S. 119.

16 Ebd.

17 Ebd.

18 Ebd.

19 Ebd., S. 120.

20 Ebd.

21 Ebd.

22 Ebd.

23 Ebd., S. 121.

24 Ebd.

25 Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse, S. 121.

26 Ebd.

27 Ebd., S. 121f.

Literaturverzeichnis

1. Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra, hrsg. von Michael Holzinger, Berlin 2013.

2. Nietzsche, Friedrich: Götzen-Dämmerung. Oder Wie man mit dem Hammer philosophiert, hrsg. von Michael Holzinger, Berlin 2013.

3. Nietzsche, Friedrich: Jenseits von Gut und Böse. Vorspiel einer Philosophie der Zukunft, hrsg. von Michael Holzinger, Berlin 2013.

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