„Deutschlands Platz an der Sonne“ – Weltmachtvorstellungen in der Gesellschaft des Wilhelminischen Kaiserreichs – Elitenprojekt oder gesamtgesellschaftliches Phänomen?

1. Einleitung

Viel wurde bereits über Deutschlands „Griff nach der Weltmacht“ (Fritz Fischer) und seinen Ambitionen, Teilhabe an der Herrschaft der Welt zu haben, diskutiert, doch bei meiner eigenen Recherche ist mir aufgefallen, dass selten die Frage aufgeworfen wird, wie weit „Weltmachtvorstellungen“ in der Gesellschaft des Wilhelminischen Kaiserreichs eigentlich verbreitet waren. Ich  möchte mich der Frage zuwenden, ob es sich bei den „Weltmachtvorstellungen“ um ein Elitenprojekt oder ein gesamtgesellschaftliches Phänomen handelt. Zeitlich beschränke ich mich auf die Jahre von 1890 bis 1914.

Zuerst soll der Begriff „Weltmachtvorstellung“ definiert werden. Darunter verstehe ich das Bestreben, der eigenen Nation, in den Rang einer globalen Macht aufzusteigen, Imperialismus und Kolonialismus stellen die dafür notwendigen Ressourcen bereit.

Die Arbeit ist in drei Teile gegliedert: der Kaiser und obere Führungskreise, Bürgertum und Arbeiterschaft. Aufgrund des Umfangs und zeitlichen Rahmens der Arbeit kann jede Schicht nur stichprobenartig untersucht werden.

Im ersten Teil betrachte ich die Weltmachtvorstellungen des Kaisers und seines näheren Umfelds mit Fokus auf Bernhard von Bülow, Leo von Caprivi, Theobald von Bethmann Hollweg und Kurt Riezler. Es sollen Reden und Aufsätze der Personen quellenkritisch herangezogen werden.

Im zweiten Teil konzentriere ich mich auf das Bürgertum und dabei besonders auf die nationalistischen Agitationsverbände (Alldeutscher Verband, Flottenverein), den akademischen Bereich und die pazifistische Bewegung.

Danach wende ich mich der Arbeiterschaft zu. Hier kann ich aufgrund der Quellenlage nur auf die Schriften von sozialdemokratischen Politikern, Intellektuellen und Theoretikern zurückgreifen, da diese in der Regel das Sprachrohr der Arbeiterbewegung waren.

Bei meiner Recherche ist mir aufgefallen, dass sich die mir zugängliche Forschungsliteratur und Quellen hinsichtlich von Weltmachtvorstellungen (bzw. allgemein Ideologe) eher auf die Elite des Kaiserreichs, die Figur Wilhelms II.  und das Bürgertum beschränken. Die Arbeiterschaft wird nur am Rande erwähnt.

In meiner Arbeit beziehe ich mich auf die Werke von Fritz Fischer, Immanuel Geiss, Sönke Neitzel, Wolfgang J. Mommsen, Stefan Breuer, Marc von Knorring und Christopher Clark.

2. Der Kaiser und die Führungskreise des Deutschen Reichs

Eng verbunden mit der Idee der „Weltmacht“ ist, laut Immanuel Geiss, der sogenannte deutsche „Reichspatriotismus“, gebunden an „Thron“ und namensgebendes „Reich“.[1] Geiss bezeichnet diesen übersteigerten Nationalismus, der sich qualitativ von den anderen „demokratischen Nationalismen“ Europas unterscheidet[2], als „irrational, rückwärtsgewandt, reaktionär, mystisch und zugleich sehr handgreiflich; denn in der Reichsidee lag zumindest indirekt der Anspruch auf Hegemonie in Europa.“[3] Schon allein durch den Akt der Vereinigung und der damit verbundenen geographischen Größe, der Bevölkerungsanzahl, der wirtschaftlichen, industriellen und militärischen Macht war Deutschland  in die Position eines „Quasi-Hegemonen“ gelangt. Und bereits unter Reichskanzler Otto von Bismarck gab es nationalistisch-chauvinistische Kräfte, die auf weitere Expansion drangen, um alle Deutschen in einen Staat zu vereinigen[4], „[s]päter trat der Anspruch auf den Status einer Weltmacht hinzu.“[5] In der Wilhelminischen Zeit der Weltpolitik, die „offen imperialistische Phase des Deutschen Reichs“[6], wie Geiss sie nennt, dominierte die Idee und Praxis der „Errichtung einer deutschen Weltmacht in zwei Etappen“[7] – zuerst die Hegemonie über Europa, dann Herrschaft und Expansion in Übersee.[8]

Bei den Untersuchungen zu den Weltmachtvorstellungen im Deutschen Wilhelminischen Kaiserreich wird sich häufig auf die Reichsleitung, nahestehende Personen der Regierung  und ganz besonders auf die Figur Kaiser Wilhelm II. fokussiert – gehört er doch zu den schillerndsten und kontroversen Persönlichkeiten dieser Zeit, da er als das Gesicht der „Weltpolitik“ und als Befürworter einer deutschen Weltmacht gilt. Sein Amtsantritt markiert den stetigen Übergang von der bismarckschen Saturations- und Kontinentalpolitik hin zu einer ab 1895/96 aggressiven „Weltpolitik“ und den damit verbundenen Versuch kolonialer Expansion.[9]

Geiss misst den Ideen des Kaisers und seiner loyalen Ratgeber sehr viel Gewicht zu, besonders da sie die Stützen der „Weltpolitik“ sind. Er zitiert den Kaiser, wie dieser gegenüber dem Grafen Philipp zu Eulenburg seine Zukunftsvorstellungen für Deutschland in Kürze zusammenfasst, nämlich „eine Art napoleonischer Vorherrschaft … im friedlichen Sinne“[10]. Geiss sieht in ihm die Verkörperung der nationalistischen Kräfte und Tendenzen im Reich[11], seine Generation „war in der Selbstverständlichkeit eines mächtigen Deutschen Reiches aufgewachsen und nicht gewillt, seine Grenzen und äußeren Gefährdungen als Folge deutscher Handlungen zu sehen oder gar zu akzeptieren.“[12] Anlässlich des 25. Jahrestags der Kaiserproklamation am 18. Januar 1896 verkündete Kaiser Wilhelm II. voller Stolz: „Aus dem deutschen Reich ist ein Weltreich geworden“[13] und eröffnete so offiziell die deutsche „Weltpolitik“.

Die Regierungszeit Wilhelms II. war durch sein „persönliches Regiment“ und seinen Drang nach „autokratischer Herrschaft“ ähnlich dem des russischen Zarentums Nikolaus II. geprägt.[14] Auch die Außenpolitik (und damit ebenfalls die „Weltpolitik“) wurde von seiner Persönlichkeit mitgeformt, was im Endeffekt bedeutete „Machtsteigerung für Deutschland und Aufstieg von der kontinentalen Großmacht zur Weltmacht mit einer geheimen Sehnsucht nach einer napoleonischen Hegemonie wilhelminischer Machart“.[15]

Die „Weltpolitik“ blieb aber ohne gefestigtes Programm und auch die Ideen Wilhelms II. waren eher konfus als konkret. So schwankte der Kaiser zwischen Friedensabsichten, Präventivkriegsideen, dem Wusch nach der Zerstörung Großbritanniens im Stile Karthagos und der Errichtung der bereits angesprochenen „napoleonischen Vorherrschaft“ (selbstverständlich unter deutschen Führung) in einem vereinigten Europa, das den biblischen Endkampf gegen die Vereinigten Staaten von Amerika oder den Rassenkampf wahlweise weiße gegen „gelbe“ Völker (wie es in seiner bekannten „Hunnenrede“ anklingt[16]) oder „Germanen“ gegen „Slawen“ führen soll. Fischer beschreibt diese Vorstellung Wilhelms II. als einen „kommenden Existenzkampf[ ] auf Leben und Tod“[17]. Der Kaiser versicherte dem österreichisch-ungarischen Minister Leopold Berchtold im Zusammenhang mit dem Konflikt mit Serbien, dass er in diesem Kampf sicher an der Seite Deutschlands Verbündeter stehen würde[18], und „bereit [sei], den Säbel zu ziehen“[19], wann immer es nötig wäre.

Besonders angetan war Wilhelm II. von den nationalistischen Ideen Houston Stewart Chamberlain, dem Schwiegersohn von Richard Wagner. Chamberlain lehnt die profane „politische Weltherrschaft“ wegen ihrer „ungermanischen“, imperialistischen Art und ihrem römisch-katholischen Universalismus ab. Der Nationalismus (und die „Weltherrschaft“) solle sich nur auf die kulturelle Ebene beschränken.[20] Stefan Breuer schreibt, dass Wilhelm II. „sich hiervon beeindruckt [zeigte], bot ihm diese Argumentation doch die Möglichkeit, einerseits die friedlichen Absichten Deutschlands zu unterstreichen, sein Desinteresse an einer ‚öden Weltherrschaft‘, andererseits aber einen Anspruch auf kulturelle Hegemonie zu formulieren.“[21] Der Kaiser selbst behauptet, ihm schwebe ein „geistig-germanisches Welt-Imperium“ vor, das deutsche Volk solle nicht durch militärische Expansion nach Außen dominieren, sondern durch seine Kultur, seine Sprache und seine Forschungen an der Spitze stehen.[22]

Der Kaiser sagt in seiner Rede im Rathaus von Aachen 1902: „[W]eithin zieht unsere Sprache, ihre Kreise auch über die Meere, weithin geht der Fluß unserer Wissenschaft und Forschung, kein Werk ist auf dem Gebiete der neueren Forschung, welches nicht in unserer Sprache abgefaßt würde, und kein Gedanke entspringt der Wissenschaft, der nicht von uns zuerst verwertet würde, um nachher von anderen Nationen angenommen zu werden.“[23] Die Deutschen müssen sich, gemäß „ihres Charakters“, „nach außen [beschränken], um nach innen unbeschränkt zu sein“[24]. Er stellt sich damit auch in die Tradition Karls des Großen, kritisiert ihn und seine Nachkommen“ aber dahingehend, dass sie „Germanien“ zugunsten eines römischen „Welt-Imperiums“ haben verkommen lassen.[25] 

Einen ähnlichen „friedlich-geistigen“ Ton schlägt er auch 1905 in einer Rede in Bremen an, in der er unter anderem „versöhnliche“ Signale nach Frankreich sendet. Dort sagt er:

Das Weltreich, das ich mir geträumt habe, soll darin bestehen, dass vor allem das neuerschaffene Deutsche Reich von allen Seiten das absoluteste Vertrauen als eines ruhigen, friedlichen Nachbarn genießen soll, und dass, wen man dereinst vielleicht von einem deutschen Weltreich oder einer Hohenzollern-Weltherrschaft in der Geschichte reden sollte, sie nicht auf Politik begründet sein soll durch das Schwert, sondern durch gegenseitiges Vertrauen der nach gleichen Zielen strebenden Nationen.[26]

Diese Äußerungen stehen im Einklang mit Wilhelms II. behaupteten „Friedensabsichten“ und seinen Vorstellungen eines „kulturellen Imperiums“, werden aber von seinen Ideen eines Präventivkriegs, den Wünschen nach Zerstörung der „Feinde des Reichs“ und seinem martialischen Auftreten in der „Hunnenrede“, wo er fordert, dass Chinesen von deutschen Soldaten so behandelt werden, „daß niemals wieder ein Chinese es wagt, einen Deutschen auch nur scheel anzusehen“[27], konterkariert.

Christopher Clark argumentiert im Gegensatz zu Geiss, dass der Einfluss des Kaisers auf die Realpolitik trotz seines krawalligen öffentlichen Auftretens, seiner diffusen Ideen, seiner Vorstellung von einem „persönlichen Regiment“ und seiner Projekte  nicht überschätzt werden sollte. Wie wenig der Kaiser in die tatsächliche tägliche Politik eingebunden war, verdeutlicht nichts besser als die im März 1890 ausbleibenden Verlängerung des Rückversicherungsvertrags mit Russland. Der Kaiser war an dieser Entscheidung nicht beteiligt. Im Gegenteil, seine Ratgeber wie der Diplomat Eulenburg und Friedrich August von Holstein wussten genau, wie sie den Kaiser lenken und kontrollieren konnten. Sie schafften es ihre gewünschten Kandidaten in die Botschaften von Rom, St. Petersburg, Wien und Konstantinopel zu entsenden.[28] Eulenburg versicherte auch immer wieder, dass die Projekte von Wilhelm II. keine Programme, sondern nichts weiter als  „launenhafte ‚Randbemerkungen‘ von begrenzter Bedeutung für die Politik“[29] seien. Die Gestaltungsmöglichkeiten des Kaisers in der Außenpolitik waren wesentlich begrenzter und er war auch nicht in der Lage gewesen, diese Beschränkungen anzuerkennen. Der wirkliche Einfluss des Kaisers auf das Reich bleibt somit schwer erfassbar.[30]

Das bestätigen auch die Zeitgenossen Wilhelms II., die dem Kaiser eine Abhängigkeit von Einflüsterungen, Schmeicheleien und Schwärmereien attestierten. Seine Ratgeber, die er nicht nach Kompetenz, sondern nach Geschmack aussuchte, wussten, wie sie seine Schwächen gezielt ausnutzen können.[31] Die Günstlingspartei „um den Kaiser habe diesen in seiner irrigen Selbsteinschätzung noch bestärkt und gegen etwaige störende bzw. für ihn unangenehme Einflüsse von außen abgeschirmt.“[32] Ein geordneter Informationsfluss zwischen Reichsoberhaupt und Regierung stand außerhalb der Möglichkeiten.[33]

Das einzige Projekt, bei dem Wilhelm II. beinahe die alleinige Kontrolle besaß, war das „Flottenaufbauprogramm“, der „[h]arte[] Kern der deutschen ‚Weltpolitik‘“[34], die Modernisierung der deutschen Kriegsflotte. Darauf hatte Wilhelm II. tatsächlichen Einfluss.  Das Programm traf auf erhebliche Widerstände im Parlament, aber das Wirtschafts- und Bildungsbürgertum zeigte sich davon begeistert.[35] Der Kaiser konnte sich so im Glauben wiegen, dass der Flottenaufbau „im Einklang mit der vernünftigen, ‚nationalen‘ Meinung“[36] stünde. Darauf werde ich im nächsten Kapitel näher eingehen.

Der größte Exponent deutscher Weltmachtvorstellungen in den Führungskreisen des Kaiserreichs war, laut Geiss, nicht Kaiser Wilhelm II. selbst, sondern Kurt Riezler, der Berater und Referent von Reichskanzler Bethmann Hollweg. Der deutsche Historiker sieht in ihm einen imperialistischen Sozialdarwinisten par excellence. Für Riezler gäbe es keine friedliche Völkergemeinschaft, kein Nebeneinander, es gäbe nur Kampf und Wettstreit.[37] Seiner grundlegenden politischen Idee nach „will jedes Volk wachsen, sich ausdehnen, herrschen und unterwerfen ohne Ende, will immer fester sich zusammenfügen und immer Weiteres sich einordnen, immer höhere Ganzheit werden, bis das All unter seiner Herrschaft ein Organisches geworden.“[38] Das sei das Ziel aller Völker, jedes Volk strebe (offen oder insgeheim) nach Unterwerfung und Weltherrschaft. Deshalb sei es auch das Recht der Deutschen, an diesem „ewigen Völkerkampf“ teilzunehmen und selbst die Herrschaft über die Welt zu erlangen.[39]

Geiss beschreibt diese Anschauung als „den Ausdruck einer idealistisch verbrämten, kämpferischen Philosophie des unbarmherzigen Ringens aller gegen alle.“[40] Riezler spricht von seinen Vorstellungen als einer „nationalen Menschheitsidee“, die im Gegensatz zur sogenannten „kosmopolitischen“ stehe. Den Unterschied erklärt er wie folgt: „Die nationale Menschheitsidee geht aus von einem Gegeneinander, die kosmopolitische von einem Nebeneinander der Völker.“[41]

Was bedeutet das konkret für Deutschland? Die Vereinigung der deutschen Lande war nur der erste Schritt, nun müsse das Reich seine Ansprüche nicht nur auf dem europäischen Kontinent geltend machen, sondern global. Deutschlands Stellung in Europa soll so stark werden, dass keine Koalition es besiegen könnte. Es muss „unangreifbar“ werden. Nur so könne es Teilhabe an der Weltherrschaft haben. Ob es dann noch andere Supermächte geben oder ob das Deutsche Reich die alleinige Weltmacht sein soll, lässt Riezler offen.[42]

Riezlers Weltmachtvorstellungen waren wesentlich konkreter und ausgearbeiteter als die schwankenden Fantasien von Wilhelm II. und sie schlugen auch in eine eindeutigere Richtung: der Kampf aller gegen alle um die Herrschaft über die Welt. Auch wenn er in seinen öffentlichen Aufsätzen, die er während des Ersten Weltkriegs schrieb, sich in einigen Punkten den „geistig-imperialen“ Ansichten des Kaisers annähert. So lehne er den extremen, alles kulturell Fremde exkludierenden Nationalismus ab. Deutschland müsse sich mit den anderen Völkern arrangieren und verständigen, wenn es nicht gänzlich verschwinden möchte.[43] Außerdem schreibt er, dass die Lösung der „Weltpolitik“-Aufgabe „mit den alten, rein gewaltimperialistischen Ideen und ausbeuterischen Mitteln nicht möglich sein [wird].“[44]

In einem anderen Aufsatz formuliert er ähnliche Ideen wie die des Kaisers. In diesem geht er von einem Sieg Deutschlands im Ersten Weltkrieg aus. Im Falle dieses Sieges werden die Völker die Nähe zu Deutschland suchen und sie „werden ganz anders mit uns rechnen und unsere Sprache lernen müssen und werden nun erst richtig erkennen und schätzen, was deutsche Geistesart ist und bedeutet.“[45] Er sieht Deutschland in der Rolle eines „strahlenden Sterns“, zu dem die anderen Völker sich hingezogen fühlen, der sie inspiriert und antreibt, ähnlich wie es, aus damaliger Sicht, das British Empire tat.

In seinem Aufsatz „Deutsches Programm“ schreibt er, was das Deutsche Reich mit dem Krieg erreichen möchte: „Die Sicherung unserer Grenzen, die Freiheit der Meere, […] die Zurückwerfung Russlands aus mitteleuropäischem Bereich, […] der Wiederaufbau und, soweit möglich, die Erweiterung unseres Kolonialreichs […] und unseren freien Weg zur Betätigung im nahen Orient.“[46] Trotz aller „friedlichen Töne“ geht es am Ende immer noch um die Errichtung einer deutschen Hegemonie in Europa und die Herrschaft Deutschlands in der Welt.

Doch nicht alle in der Reichsleitung zeigten Sympathie für eine solch aggressiv-expansionistische „Weltpolitik“ oder gar für die Erschaffung eines deutschen kulturellen „Welt-Imperiums“. Der Reichskanzler Leo von Caprivi z. B. zeigte sich durchaus übereinstimmend mit der Feststellung seines Vorgängers Bismarck, dass das Reich „saturiert“ sei.[47] Caprivi stellte der „Weltpolitik“ seine Konzeption eines „Mitteleuropas“, das von Deutschland wirtschaftlich dominiert wie auch politisch geführt werden solle, entgegen. Er dachte an die Errichtung einer Zollunion, das Deutsche Reich solle zu einem mächtigen Exportland werden[48], wodurch es „sich seine europäischen Absatzmärkte“[49] sichern könnte. Nach Aussagen von Georg Alexander Müller habe Caprivi auch nie „an die Möglichkeit einer Weltmachtstellung für Deutschland […] geglaubt und die an seinen Namen geknüpfte Politik hat nur die Behauptung der Machtstellung auf dem europäischen Kontinent im Auge gehabt.“[50]

Der Sturz Caprivis 1894 begrub seine Pläne jedoch, bevor sie überhaupt Früchte tragen konnten.[51] Laut Geiss fand keine große Debatte öffentlich oder innerhalb der Regierung über den Übergang von Kontinental- zur „Weltpolitik“ statt[52], da „die Grundsatzentscheidung schon vor 1848 […] gefallen war.“[53] Die Mehrheit der Liberalen in der Paulskirche waren für eine europäische  Hegemonie Deutschlands und für eine engagierte Kolonial- wie auch Weltpolitik.[54] Im Auswärtigen Amt hielt sich die Begeisterung für eine aktivere Kolonialpolitik aber in Grenzen.[55]

Der Nachfolger von Caprivi, Bernhard von Bülow, sah die deutschen Weltmachtambitionen eher in einem pragmatischen Licht. Für ihn war der Imperialismus ein Mittel, um die Probleme im Inneren zu lösen oder zumindest davon abzulenken.[56] Er sagte dazu: „Ich lege den Hauptakzent auf die auswärtige Politik […] Nur eine erfolgreiche äußere Politik kann helfen, versöhnen, beruhigen, sammeln, einigen.“[57] Der Historiker Wolfgang J. Mommsen nennt dies einen „plebiszitären Imperialismus“. Dabei wird die Figur des Kaisers in den Mittelpunkt der Politik gestellt und zur „nationalen Verkörperung des Staates und des Volkes“ stilisiert. Der Kaiser sei der „Führer der Nation“, der das Deutsche Reich zu imperialer Größe bringt und den (angeblichen) Willen des Volkes repräsentiert. Natürlich würde der Kaiser unter Obhut des Reichskanzlers und seiner Berater stehen, die, indem sie das Selbstwertgefühl ihres Oberhaupts steigern, auch ihre eigene Machtposition sichern.[58]

Bülow ging es dabei nicht um konkrete Expansionen in Übersee, davon hatten die Beamten des Auswärtigen Amts, laut Mommsen, sowieso nur „nebulöse Vorstellungen“, wie und wo diese zu erreichen seien.[59] Dem Reichskanzler ging es primär darum, „die Mitsprache des Deutschen Reiches in allen weltpolitischen Angelegenheiten durchsetzen, und erst ganz in zweiter Linie um konkrete imperialistische Erwerbungen.“[60] Mommsen bezeichnet das, nach Joseph Schumpeter, als „objektlosen Imperialismus“[61], ein Imperialismus ohne genaue Ziele, ohne wirkliche Grenzen, dem in erster Linie innenpolitische Motive zu Grunde liegen.[62] Die ersten Jahre der „Weltpolitik“ zeichneten sich mehr durch laute, wenn auch energische Phrasendrescherei als durch echte Taten aus.[63]

Reichskanzler Bethmann Hollweg versuchte, in seiner Amtszeit eine innere Konsolidierung des Reiches zu erreichen. Er lehnte es ab, „sich auf eine rücksichtslose imperialistische Politik, verbunden mit bedenkenloser Repression, sei es der Sozialdemokratie, sei es anderer fortschrittlicher Kräfte im Innern, einzulassen.“[64] Ebenso wenig wollte er außenpolitische Risiken eingehen. Bethmann Hollwegs Plan war die Stabilisierung des Reiches in Europa und die Kreation eines zusammenhängenden Kolonialreiches in Mittelafrika. Dafür sah er sich immer häufiger den Angriffen von „neurechten“, nationalistischen Agitationsverbänden (Alldeutscher Verband, Flottenverein, Deutsche Kolonialgesellschaft, Wehrverein usw.) und dem großbürgerlichen Lager ausgesetzt, die zunehmend die Regierung auf den Kurs eines wesentlich aggressiveren Imperialismus trieben.[65]


[1] Vgl. Immanuel Geiss, Das mißlungene Reich. In: Das Deutsche Reich und die Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs. Hrsg. von ders., München 1985, S. 23.

[2] Vgl. ebd.

[3] Ebd.

[4] Vgl. ebd., S. 24.

[5] Ebd.

[6] Ebd., S. 26.

[7] Ebd.

[8] Vgl. ebd.

[9] Immanuel Geiss, Sozialstruktur und imperialistische Disposition im Zweiten Deutschen Kaiserreich. In: Das Deutsche Reich und die Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs. Hrsg. von ders., München 1985, S. 30f.

[10] Zit. nach: Immanuel Geiss, Öffentliche Meinung und Krieg vor 1914. In: Das Deutsche Reich und die Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs. Hrsg. von ders., München 1985, S. 115.

[11] Vgl. Immanuel Geiss, Der lange Weg in die Katastrophe. Die Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs 1815-1914. 2. Aufl., München 1991, S. 183.

[12] Ebd.

[13] Zit. nach: ebd., S. 209.

[14] Vgl. ebd., S. 184.

[15] Ebd.

[16] Vgl. Wilhelm II., Verabschiedung von nach China eingeschifften Truppen („Hunnenrede“), Bremerhaven, 27. Juli 1900. In: Die Politischen Reden Kaiser Wilhelms II. Eine Auswahl. Hrsg. von Michael A. Obst, Paderborn 2011 (= Otto-von-Bismarck-Stiftung Wissenschaftliche Reihe, 15), S. 201-209.

[17] Fritz Fischer, Griff nach der Weltmacht. Die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschlands 1914/18, Düsseldorf 2013, S. 45.

[18] Vgl. ebd.

[19] Ebd.

[20] Vgl. Breuer, Die radikale Rechte in Deutschland 1871-1945, S. 130.

[21] Vgl. ebd.

[22] Vgl. ebd., S. 130f.

[23] Wilhelm II., Im Rathaus von Aachen („Das Welt-Imperium des deutschen Geistes“), 19. Juni 1902. In: Die Politischen Reden Kaiser Wilhelms II. Eine Auswahl. Hrsg. von Michael A. Obst, Paderborn 2011 (= Otto-von-Bismarck-Stiftung Wissenschaftliche Reihe, 15), S. 247.

[24] Ebd.

[25] Vgl. ebd., S. 246.

[26] Zit. nach: Christopher Clark, Wilhelm II. Die Herrschaft des letzten deutschen Kaisers, 9. Aufl., München 2009, S. 194.

[27] Wilhelm II., Verabschiedung von nach China eingeschifften Truppen („Hunnenrede“), Bremerhaven, 27. Juli 1900.

[28] Vgl. Clark, Wilhelm II., S. 168-173.

[29] Ebd., S. 172.

[30] Vgl. ebd., S. 198-201.

[31] Vgl. Marc von Knorring, Die Wilhelminische Zeit in der Diskussion. Autobiographische Epochencharakterisierungen 1918-1939 und ihr zeitgenössischer Kontext, Stuttgart 2014 (= Historische Mitteilungen – Beihefte, 88), S. 60.

[32] Ebd.

[33] Vgl. ebd., S. 61.

[34] Geiss, Der lange Weg in die Katastrophe, S. 213.

[35] Vgl. Clark, Wilhelm II., S. 176f.

[36] Ebd., S. 177

[37] Vgl. Immanuel Geiss, Kurt Riezler und die deutsche Weltpolitik vor 1914. Zur Beurteilung der deutschen Reichspolitik im Ersten Weltkrieg. In: Das Deutsche Reich und die Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs. Hrsg. von ders., München 1985, S. 134.

[38] Zit. nach: ebd.

[39] Vgl. ebd.

[40] Ebd., S. 136.

[41] Zit. nach: ebd., S. 140.

[42] Vgl. ebd., S. 141-145.

[43] Vgl. Kurt Riezler, Deutschtum und Europäertum. 13.04.1916. In: Kurt Riezler. Tagebücher, Aufsätze und Dokumente. Hrsg. von Karl Dietrich Erdmann, Göttingen 1972 (= Deutsche Geschichtsquellen des 19. und 20. Jahrhunderts, 48), S. 549f.

[44] Ebd., S. 551.

[45] Kurt Riezler, Deutsche Mission. 04.05.1916. In: Kurt Riezler. Tagebücher, Aufsätze und Dokumente. Hrsg. von Karl Dietrich Erdmann, Göttingen 1972 (Deutsche Geschichtsquellen des 19. und 20. Jahrhunderts, 48), S. 564f.

[46] Kurt Riezler, Deutsches Programm. 17.06.1916. In: Kurt Riezler. Tagebücher, Aufsätze und Dokumente. Hrsg. von Karl Dietrich Erdmann, Göttingen 1972 (Deutsche Geschichtsquellen des 19. und 20. Jahrhunderts, 48), S. 582.

[47] Vgl. Wolfgang J. Mommsen, Großmachtstellung und Weltpolitik. Die Außenpolitik des Deutschen Reiches 1870 bis 1914, Frankfurt am Main; Berlin1993, S. 112.

[48] Vgl. Geiss, Der lange Weg in die Katastrophe, S. 182-188.

[49] Ebd., S. 188.

[50] Geiss, Der lange in die Katastrophe, S. 188f.

[51] Interessanterweise findet die „Mitteleuropa“-Idee im Zuge des Aufkommens der Konzeption einer sogenannten „Multipolarität“ (bekannt gemacht durch den russischen rechten Philosophen Alexander Dugin) bei einigen Vertretern der „Neuen Rechten“ wieder Anklang. Siehe hierfür: Dimitrios Kisoudis, Mitteleuropa und Multipolarität, Schnellroda 2023 (= kaplaken Reihe, 87).

[52] Vgl. Geiss, Der lange Weg in die Katastrophe, S. 188.

[53] Zit. nach: ebd.

[54] Vgl. ebd.

[55] Vgl. Mommsen, Großmachtstellung und Weltpolitik, S. 127.

[56] Vgl. ebd., S. 139f.

[57] Zit. nach: ebd., S. 140.

[58] Vgl. ebd.

[59] Vgl. ebd., 140f.

[60] Ebd.

[61] Ebd., S. 141.

[62] Vgl. ebd.

[63] Vgl. Wolfgang J. Mommsen, Triebkräfte und Zielsetzungen des deutschen Imperialismus vor 1914. In. Der autoritäre Nationalstaat. Verfassung, Gesellschaft und Kultur im deutschen Kaiserreich. Hrsg. von ders., Frankfurt am Main 1990, S. 182.

[64] Wolfgang J. Mommsen, Innenpolitische Bestimmungsfaktoren der deutschen Außenpolitik vor 1914. In: Der autoritäre Nationalstaat. Verfassung, Gesellschaft und Kultur im deutschen Kaiserreich. Hrsg. von ders., Frankfurt am Main 1990, S. 335,

[65] Vgl. ebd., S. 334-336.

3. Das Bürgertum

Im Bürgertum waren Weltmachtvorstellungen am häufigsten verbreitet und nahmen bisweilen sogar wesentlich radikalere Formen an, als sie von der Regierung propagiert wurden. Eine kleine, dafür aber umso lautere Minderheit tat sich dabei als Sprachrohr der imperialistischen Bewegung hervor. Diese „neue Rechte“ des Kaiserreichs war organisiert in den Agitationsverbänden. Diese neuartige Form von Organisation machte sich zur Aufgabe, die deutschen Massen im Sinne einer expansionistisch-imperialistischen Ideologie zu mobilisieren.

Zuerst werde ich näher auf den „Alldeutschen Verband“ (ADV) eingehen, den einflussreichsten Verein dieser Art. Der ADV wurde 1891 zuerst unter dem Namen „Allgemeiner Deutscher Verband“, den er bis 1894 trug, gegründet. Die ersten Vorsitzenden waren der nationalliberale Reichstagsabgeordnete und kolonialistische Aktivist Ernst Haase und der Rechtsanwalt Heinrich Claß.[1] Gegründet wurde der Verein aufgrund der „Frustration über die mageren Ergebnisse  der gouvernementalen Kolonialpolitik“[2]. Die Mitglieder des Verbands stammen zum größten Teil aus dem norddeutschen, protestantischen Besitz- und Bildungsbürgertum. In Flugschriften und Artikel propagierte der ADV die Schaffung eines deutsches „Großstaates“, aus dem ein „Weltreich“ hervorgehen soll. Erreicht werden sollte das nicht nur durch Kolonien in Übersee, sondern auch durch kontinentale Expansion. Haase argumentierte für den Zusammenschluss von Österreich und Deutschland zu einer Zollunion, die Mitteleuropa beherrschen soll. Ebenso wurde die Annexion und Kolonisierung von „Zwischenländer“, also  den „Siedlungsgebiete[n] aller kleineren, zu Nationalstaaten ungeeigneten Völkern“[3], gefordert.[4]

In seiner Satzung von 1903 schreibt der Verein: „Der Alldeutsche Verband erstrebt Belebung der deutschnationalen Gesinnung, insbesondere Weckung und Pflege des Bewußtseins der rassenmäßigen und kulturellen Zusammengehörigkeit aller deutschen Volksteile.“[5] Als seine Aufgaben sieht er u.a.  in der „Erhaltung des deutschen Volkstums in Europa und über See und Unterstützung desselben in bedrohten Teilen“[6], der „Bekämpfung aller Kräfte, die [die] nationale Entwicklung hemmen“[7] und im Einsatz für die Kolonialbewegung sowie in der Unterstützung der deutschen Interessenpolitik.[8]

Mommsen sieht im ADV und in den anderen Agitationsvereinen einen „neuen Nationalismus“, eine „neue Rechte“ und eine bis dato nie dagewesene Massenmobilisierungsmaschine, die sich auf die untere Mittelschicht stützt und sich sowohl gegen die Sozialdemokratie als auch gegen die herrschende Elite in den bürgerlichen Parteien und in der Regierung, quasi eine „Opposition von rechts“.[9]

Der wirkliche Einfluss dieser Organisation solle aber auch, laut Breuer, nicht überschätzt werden. Beim ADV handle es sich nicht um eine Massenorganisation, sondern, bei einer Anzahl von zwanzigtausend Mitgliedern, um eine Honoratiorenvereinigung, die in vielen Gebieten Deutschlands gar nicht Fuß fassen konnte. Die „Alldeutschen Blätter“, das Sprachrohr des ADV,  erreichte bis 1914 eine Auflage von 7.000 Exemplaren. Auch der Zugriff auf die Arbeiterschaft blieb dem Verein verwehrt.[10] Trotzdem schaffte es der ADV, dass seine Positionen auch in Tageszeitungen vertreten waren, wie der „Täglichen Rundschau“, der „Rheinisch-Westfälischen Zeitung“, der „Deutschen Reichspost“ und „Der Tag“. Ebenso waren „Alldeutsche“ häufig in anderen nationalistischen und patriotischen Verbände Mitglieder und übten dort Einfluss aus.[11]

Sympathien konnte der ADV und ähnliche Vereine mit ihrem extremen Nationalismus auch bei einem Teil der Wirtschaft erzielen, obwohl ein Teil der Wirtschaftselite skeptisch gegenüber der „Weltpolitik“ und einem aktiven Imperialismus stand, da nur wenige unter ihnen wirklich davon profitieren konnten.[12]

Geiss sah in den Alldeutschen einen Ausdruck von „militanten und handfesten Chauvinismus“ [13], er bezeichnet sie als die „radikalsten Vertreter jener ‚Weltpolitik‘“[14]. Die Alldeutschen sahen sich auch als die „Stimme des Volkes“, auch wenn sie zahlenmäßig nur sehr klein waren. Sie konnten sich als solche auch nur präsentieren, weil die Reichsregierung und die Parteien des Establishments ein politisches Vakuum kreiert haben, das von solchen Agitationsverbänden bereitwillig gefüllt wurde.[15]

Echte Popularität besaß hingegen der Flottenverein, der im Zusammenhang mit dem Flottenbauprogramm des Kaisers in Verbindung entstand. Die Flotte rief Begeisterung im Bürgertum  hervor. Laut Clark hat das hohe Ansehen der Marine in der Bevölkerung Tradition, die bis zur Frankfurter Nationalversammlung und der Verteidigung Schleswig-Holsteins durch die dänische Flotte zurückreicht.[16] Der australische Historiker schreibt: „In den neunziger Jahren hatte sich die Beschäftigung zu einer Besessenheit im deutschen Wirtschaftsbürgertum gesteigert.“[17] Ziel und Nutzen einer eigenen mächtigen Flotte waren die Sicherung der Handelswege, die Erzwingung eines Bündnis mit England durch überlegene Stärke, das Ansehen des Kaiserreichs zu steigern und Deutschland zur Weltmacht zu verhelfen.[18]

Propagandainstrument der Flotte war der bereits genannte Flottenverein, gegründet 1898 durch den „Centralverband Deutscher Industrieller“, der für sich den wirtschaftlichen Vorteil sah, für die nächsten Jahre mit genügend Aufträgen versorgt zu werden[19], auch wenn Mommsen die Unterstützung der Industriellen am Ende nicht für ausschlaggebend hält.[20] Mitglieder des Vereins rekrutierten sich aus der Bürokratie, der Lehrerschaft, den Land- und Schulräten und wirkte auch durch diese bis auf die unteren Ebenen des Reiches.[21] Auch erheblich viele Intellektuelle und Teile des Kleinbürgertums konnten für den Verein gewonnen werden.[22] Die Mitgliederzahl wuchs in der Zeit von 1898 bis 1914 von 78.000 auf 1,1 Millionen Mitglieder.[23]

Fischer sieht im Flottenverein einen „Staatsverein“[24], der „zum ersten großen Beispiel staatlich gelenkter Propaganda [wurde].“[25] Mommsen sieht die Sache deutlich differenzierter. Er beschreibt den „neuen Imperialismus“ der Agitationsverbände als „rücksichtslos, lautstark und radikal; ihm fehlte gleichsam naturwüchsig jegliches Augenmaß.“[26] Dem Flottenverein und anderen nationalistischen Gruppierungen ging es darum, die Regierung vor sich herzutreiben, zu mehr „Ergebnissen“ zu drängen, die Forderungen zu überbieten. Die Ziele des Vereins waren weder konkret noch begrenzt, das lag auch nicht in seiner Natur.[27]

Das Verhältnis zwischen Staat und Flottenverein war anfangs ein sympathisches. Bülow und Alfred von Tirpitz, der Leiter des Reichsmarineamtes, unterstützten zu Beginn den Verein, da er ihnen als nützliches Werkzeug erschien, um den Aufbau der Flotte in der Bevölkerung zu propagieren. Doch schon bald mussten sie feststellen, dass der extreme Nationalismus sich nur schwer kontrollieren und in gemäßigtere Bahnen lenken ließ. Im Gegenteil, der Flottenverein griff die Regierung zunehmend an. Und die imperialistische und nationalistische Stimmung in der Bevölkerung ließ sich nicht mehr staatlich kontrollieren.[28] Von einem „Staatsverein“ oder von „staatlich gelenkter Propaganda“, wie es Fischer formuliert, kann demzufolge gar nicht die Rede sein.

Besonders die Intellektuellen (Max Weber, Max Sering, Friedrich Ratzel, Erich Marcks usw.) des Bürgertums begeisterten sich für die Idee einer deutschen Weltmacht. Weber, einer der bedeutendsten deutschen Soziologen, war einer der ersten, der zu einer „Weltpolitik“ aufrief und das noch vor Kaiser Wilhelm II.[29] In einer Antrittsvorlesung von 1895 sagte er: „Wir müssen begreifen, daß die Einigung Deutschlands ein Jugendstreich war, den die Nation auf ihre alten Tage beging und seiner Kostspieligkeit halber besser unterlassen hätte, wenn sie der Abschluß und nicht der Ausgangspunkt einer deutschen Weltmachtpolitik sein sollte.“[30] Weber betrachtete die Gründung einer deutschen Nation nicht als Endpunkt, das Schicksal Deutschlands lag in der Erringung der Weltherrschaft und auf die Ausübung von Einfluss auf andere Nationen.

Die Intellektuellen und Professoren der Universitäten[31] sahen das Ende des „friedlichen Wettbewerbs“ unter den Nationen und der europäisch-kontinentalen Begrenzung der Großmächte nahen. Die Nationalstaaten müssen nun miteinander kämpfen, um zum Range eines „Weltstaates“ aufzusteigen, motiviert nicht nur durch wirtschaftliche Interessen, sondern vordergründig durch „Machtbestrebungen“.[32] Deutschland habe eine „Weltmission“, berufen durch Heer und Flotte, die den „rechtmäßigen“ Anteil an der Welt an sich nehmen sollen. Das Deutsche Reich müsse sich gegen die angelsächsische „Kulturhegemonie“ und die „russische Welt“ durchsetzen[33], um „die Behauptung der deutschen kulturellen und politischen Eigenart zu sichern und damit zugleich die Vielheit und Individualität der Völker sowie das Gleichgewicht in einem neuen Weltstaatensystem […] zu garantieren.“[34]

Diese Denkweise bildete sich in 1890er Jahren im akademisch-intellektuellen Milieu zunehmend aus. Der grundlegende Gedanke war, dass die Zeit der Großmächte vorbei war und nun „Weltreiche“ die Geschicke lenken. Damit verbunden war der „Raumgedanke“, zu Popularität gekommen durch die Schriften des Geographieprofessors Friedrich Ratzel.[35] Große staatspolitische Räume hätten mehrere Vorteile: Mehr „Raum“ bedeutet mehr Platz für Menschen[36] und mehr wirtschaftliche Ressourcen, um sogar fast autark leben zu können.[37] Sering sagte passend dazu: „Wirtschaftliche Überlegenheit, die das größere Territorium verleiht […] muß mit der Zeit auch zur politischen Übermacht und Vorherrschaft führen.“[38] Das 20. Jahrhundert werde, nach Ansicht der bürgerlichen Intellektuellen, ein Jahrhundert der grausamen Wirtschaftskämpfe sein, die dazu dienen, Konkurrenten um die Weltherrschaft restlos zu „vernichten“. Diese Kämpfe würden härter und grausamer sein als alle anderen Krieg davor.[39]

Kombiniert wurde der „Raumgedanke“ in Deutschland mit Sozialdarwinismus, ähnlich wie es Kurt Riezler vertrat. Die Nationen müssen um ihren Anteil an der Welt erbittert kämpfen und nur wer stark sei, ginge aus diesen Völkerkampf als überlebender Sieger hervor. Deutschland müsse seinen „Platz an der Sonne“ erkämpfen und als „viertes Weltreich“ aufsteigen[40] „oder es würde, Portugal oder Spanien gleich, in der Bedeutungslosigkeit versinken.“[41] Laut Sönke Neitzel erwarteten viele im Bürgertum einen gewaltigen Kampf zwischen den „Weltwirtschaftsblöcken“.[42]

Der nötige Raum solle entweder durch direkte koloniale Expansion gewonnen werden oder indirekt durch die Gründung eines deutsch-dominierten Mitteleuropa-Bunds.[43]

Warum war gerade das Bürgertum so anfällig für, ja geradezu besessen von Weltmachtvorstellungen? Für das Bürgertum, deren Kultur grundlegend nationalistisch ausgerichtet war, waren der Imperialismus und Nationalismus, laut Mommsens, eine „Emanzipationsstrategie“ gegenüber den Konservativen und Adligen des Reiches. Imperialismus bedeutete für die Bürgerlichen im gewissen Maße Fortschritt, Modernisierung, Industrialisierung und sozialer Aufstieg. Wenn das Bürgertum es schafft, dass mehr koloniale und imperiale Ziele verwirklicht werden, könnte somit auch der stetig schwindende Einfluss des Adels und der Konservativen endgültig zurückgedrängt werden.[44] Ein Deutschland im Rang einer Weltmacht wäre demzufolge, nach Ansicht des Bürgertums, nicht unter konservativ-adliger Vorherrschaft, sondern ein „fortschrittliches“, industrialisiertes, mitunter auch wirtschaftlich-liberales, aber auch sozialdarwinistisches deutsches Weltreich. Es ist auch kein Wunder, dass die Propaganda der nationalistischen Agitationsverbände beim Bürgertum auf fruchtbaren Boden fiel.

Doch nicht das ganze Bürgertum vertrat imperialistische Positionen. Selbst im Kaiserreich gab es eine, wenn auch sehr schwache, Strömung des Pazifismus. Jedoch war er in Deutschland gut organisiert und hatte mit der österreichischen Adligen Bertha von Suttner, Autorin des Romans „Die Waffen nieder!“, eine prominente Persönlichkeit als Fürsprecher. Auch die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) nahm eine nahezu pazifistische Haltung ein, sie opponierte zwar gegen den „bürgerlichen Pazifismus“, schloss sich diesem aber nie offen an.[45] Das lag u.a. daran, dass der Marxismus der SPD und die liberal-kapitalistischen Vorstellungen der Pazifisten miteinander unvereinbar waren.[46] Die Sozialisten strebten eine völlige Überwindung des Kapitalismus an, während die Ideen der Pazifisten durchaus mit dem Kapitalismus vereinbar waren. Die pazifistische Bewegung hatte weder ein Interesse an die Abschaffung des kapitalistischen Systems noch an eine „Diktatur des Proletariats“.

Der Pazifismus, der sich in den 1890er Jahren herausbildete, war in erster Linie eine Reaktion auf den Zuwachs von imperialistischen Weltmachtvorstellungen, Nationalismus und „Weltpolitik“ in der deutschen Gesellschaft. Besonders von Suttner sprach sich immer wieder gegen Flottenaufbau, Militarismus und Krieg aus.[47] Als Gegenmodell forderte sie eine „Interessensolidarität der Kulturvölker“[48] und war fest davon überzeugt, dass unabhängige, internationale Schiedsgerichte den Krieg in der Zukunft unmöglichen machen werden.[49]

Die Pazifisten setzten sich für „Abrüstung, Freihandel [und] Internationalismus“[50], das „Endziel“ war die Erschaffung einer „Föderation der zivilisierten Staaten der Erde“[51], mit dem Zwischenziel eines vereinigten Europas. Diese Staatengebilde sollten so viel Macht haben, dass jeder Konflikt und jeder Krieg von ihnen unterbunden werden können. Wie genau dieses Ziel erreicht werden soll, wurde aber nie deutlich kommuniziert.[52]

Die pazifistische Bewegung blieb in Deutschland eine marginale, isolierte Minderheit, die konträr zur Herrschaft und zur öffentlichen Meinung stand.[53] Laut Geiss haben „Macht, Tradition und Ansehen des preußischen Militarismus“[54] sich durch erfolgreiche „Blitzkriege“[55] eher in der Gesellschaft des Kaiserreichs als „realpolitische“ Faktoren durchgesetzt.[56]


[1] Vgl. Breuer, Die radikale Rechte in Deutschland 1871-1946, S. 27f.

[2] Ebd., S. 28.

[3] Ebd., S. 29.

[4] Vgl. ebd., S. 28f.

[5] ADV, Satzung des Alldeutschen Verbands von 1903. https://ghdi.ghi-dc.org/sub_document.cfm?document_id=774&language=german (letzter Zugriff am 10.09.2024).

[6] Ebd.

[7] Ebd.

[8] Vgl. ebd.

[9] Vgl. Mommsen, Triebkräfte und Zielsetzungen des deutschen Imperialismus vor 1914, S. 186.

[10] Vgl. Breuer, Die radikale Rechte in Deutschland 1871-1945, S. 35.

[11] Vgl. ebd., S. 36,

[12] Vgl. Mommsen, Triebkräfte und Zielsetzungen des deutschen Imperialismus vor 1914, S. 194-203.

[13] Geiss, Öffentliche Meinung und Krieg vor 1914, S. 115.

[14] Ebd.

[15] Vgl. Mommsen, Triebkräfte und Zielsetzung des deutschen Imperialismus vor 1914, S. 186.

[16] Vgl. Clark, Wilhelm II., S. 208.

[17] Ebd.

[18] Vgl. Fischer, Griff nach der Weltmacht, S. 27.

[19] Vgl. ebd.

[20] Mommsen, Großmachtstellung und Weltpolitik, S. 142.

[21] Vgl. Fischer, Griff nach der Weltmacht, S. 27.

[22] Vgl. Mommsen, Innenpolitische Bestimmungsfaktoren der deutschen Außenpolitik vor 1914, S. 334.

[23] Vgl. Nina Reusch, Der deutsche Flottenverein. https://www.dhm.de/lemo/kapitel/kaiserreich/innenpolitik/flottenverein.html (letzter Zugriff am 29.09.2024).

[24] Fischer, Griff nach der Weltmacht, S. 27.

[25] Ebd.

[26] Mommsen, Triebkräfte und Zielsetzungen des deutschen Imperialismus vor 1914, S. 193.

[27] Vgl. ebd.

[28] Vgl. Wolfgang J. Mommsen, Außenpolitik und öffentliche Meinung im Wilhelminischen Deutschland 1897-1914. In: Der autoritäre Nationalstaat. Verfassung, Gesellschaft und Kultur im deutschen Kaiserreich. Hrsg. von ders., Frankfurt am Main 1990, S. 366f.

[29] Vgl. Geiss, Der lange Weg in die Katastrophe, S. 209.

[30] Zit. nach: Mommsen, Außenpolitik und öffentliche Meinung im Wilhelminischen Deutschland 1897-1914, S. 362.

[31] Fischer nennt u.a. folgende Vertreter: Gustav Schmoller, Max Sering, Max Lenz, Friedrich Ratzel, Erich Marcks, Hans Delbrück. Vgl. Fischer, Griff nach der Weltmacht, S. 21.

[32] Vgl. Fischer, Griff nach der Weltmacht, S. 21.

[33] Vgl. ebd.

[34] Ebd.

[35] Vgl. Sönke Neitzel, Außenpolitische Zukunftsvorstellungen um 1900. In: 1900. Zukunftsvisionen der Großmächte. Hrsg. von ders., Paderborn 2002, S. 57f.

[36] Der „Raumgedanke“ fand später Anschluss und Ausdruck bei der nationalsozialistischen „Lebensraum“-Ideologie, bei der „Großraum“-Konzeption von Carl Schmitt und der „Multipolaritäts“-Idee von Alexander Dugin.

[37] Vgl. Neitzel, Außenpolitische Zukunftsvorstellungen um 1900, S. 58.

[38] Zit. nach: ebd.

[39] Vgl. ebd.

[40] Vgl. ebd., S. 60.

[41] Ebd.

[42] Vgl. ebd., S. 61.

[43] Vgl. ebd., S. 60.

[44] Vgl. Wolfgang J. Mommsen, Wirtschaft, Gesellschaft und Staat im deutschen Kaiserreich 1870-1918. In: Der autoritäre Nationalstaat. Verfassung, Gesellschaft und Kultur im deutschen Kaiserreich. Hrsg. von ders., Frankfurt am Main 1990, S. 255.

[45] Vgl. Geiss, Öffentliche Meinung und Krieg vor 1914, S. 109.

[46] Vgl. Neitzel, Außenpolitische Zukunftsvorstellungen um 1900, S. 77.

[47] Vgl. ebd., S. 74.

[48] Ebd.

[49] Vgl. ebd.

[50] Ebd., S. 76.

[51] Ebd.

[52] Vgl. ebd.

[53] Vgl. Geiss, Öffentliche Meinung und Krieg vor 1914, S. 110.

[54] Ebd.

[55] Ebd.

[56] Vgl. ebd.

4. Arbeiterschaft und deutsche Sozialdemokratie

Im deutschen Kaiserreich hatte die Sozialdemokratische Partei eine dominante Stellung innerhalb der Arbeiterschaft und präsentierte sich als Sprachrohr dieser Klasse. Es ergibt daher Sinn, sich auf die sozialdemokratischen Denker und Parteimitglieder und deren Schriften zu fokussieren.

Ähnlich wie der bürgerliche Pazifismus stand die Arbeiterschaft und die Sozialdemokratie „quer zur herrschenden Ordnung und zu der sie tragenden öffentlichen Meinung.“[1] Die SPD und die Arbeiterbewegung beschäftigen sich vordergründig mit innen- und gesellschaftspolitischen Fragen, konkrete außenpolitische Konzeptionen gab es kaum und wenn sich mit Außenpolitik beschäftigt wurde, verharrten die Diskussionen bei typischen Ideologemen des Marxismus. Die Sozialdemokratie strebe eine „Weltrevolution“ an, die in allen Ländern zu sozialistischen Regierungen führen soll, die dann das Proletariat aus der „Knechtschaft des Kapitals“ befreien werden, um so am Ende zu einer „fortschrittlichen“, klassen-, staaten- und geldlosen Gesellschaft zu gelangen.[2] Durch den „Wegfall der Klassengegensätze innerhalb der Staaten würde sich dann auch die feindliche Haltung der Länder untereinander auflösen.“[3] Die sozialistischen Industrienationen würden ihre Augen danach auf die asiatischen und afrikanischen Länder richten und ihnen das Selbstbestimmungsrecht überreichen. Sobald die Revolution beendet und die „Diktatur des Proletariats“ errichtet wurde, gäbe es keine Kriege mehr auf der Welt und es würde Frieden herrschen.[4] Das waren im Groben die außenpolitischen Vorstellungen der Mehrheit der Arbeiterbewegung.

In der Zwischenzeit fokussierten sich die Sozialdemokraten auf die Anprangerung von Missständen in der Gesellschaft und agierten gegen die herrschende Ordnung, wie es Wilhelm Liebknecht in einer Rede auf dem Internationalen Arbeiterkongress in Brüssel am 21. August 1891 tat. Dort schwor er die versammelten Sozialdemokraten auf dem Kampf gegen den „Militarismus“ in allen Nationen[5] und erklärt, „daß allein die Schaffung der sozialistischen Gesellschaftsordnung, welche die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen beseitigt, dem Militarismus ein Ende machen und den Frieden unter den Völkern herbeiführen kann.“[6] Liebknecht stellt in der Rede auch klar, dass alle, die ein Ende der Kriege wollen, sich der „internationalen Sozialdemokratie“ anschließen sollen[7], denn nur diese sei die „einzige[] wirkliche[] und grundsätzliche[] Friedenspartei.“[8] Es brauch daher auch nicht näher ausgeführt werden, dass die Idee einer „deutschen Weltmacht“, wie sie im Bürgertum und in Teilen der herrschenden Elite vertreten wurde, in Opposition zu den grundlegenden Thesen der Sozialdemokratie steht. Flottenbau, Imperialismus, Kolonialismus, Nationalismus, Schutzzollpolitik und Krieg wurden von den deutschen Sozialdemokraten vehement abgelehnt und bekämpft.[9] Auch das „Bismarcksche Preußen-Deutschland“[10] stieß auf keine Gegenliebe, war es doch, nach den Worten von Wilhelm Liebknecht, „[a]uf dem Schlachtfeld geboren, das Kind eines Staatstreichs, des Krieges und der Revolution von oben.“[11] Das Gegenprogramm der SPD zur Wilhelminischen „Weltpolitik“ lautete: „Dem Kampf der Ausbeuter wollen wir entgegensetzen die internationale Solidarität der Ausgebeuteten. Wir wollen eine Weltpolitik des Völkerfriedens, wir wollen eine Weltpolitik der Verbrüderung.“[12]

Das war lange Zeit der Grundkonsens der linken Parteimehrheit. Erst zu Beginn der 1890er begann sich, eine revisionistische Abkehr von diesen Prinzipien durch den rechten Parteiflügel zu formen. Dieser kritisierte die Einfachheit der marxistischen Vorstellungen von der Außenpolitik. Nach Ansicht der Parteirechten würde sich nicht automatisch der Frieden auf der Welt einstellen, nur weil alle Länder sozialistisch geworden sind, Beziehungen zwischen den Völkern seien dahingehend wesentlich komplizierter.[13] Neitzel stellt fest, dass sich die Parteirechte gegenüber der deutschen Politik des Imperialismus eher pragmatisch verhalten hat.[14] Der sozialdemokratische Politiker Richard Calwer näherte sich gar dem Mitteleuropa-Konzepts von Caprivi an. Calwer plädiert für einen mitteleuropäischen Zollverein: „Die mitteleuropäischen Länder müssen wohl oder übel über ihre politischen Vorurtheile [sic!] und Gegensätze hinweg sich über ein gemeinsames zollpolitisches Vorgehen einigen.“[15]

Calwer forderte, Mitteleuropa müsse sich vereinigen, um kämpferisch gegen die USA antreten zu können, wenn nötig solle ein „Zollkrieg“ entfesselt werden. Im Inneren würde es eine stetige Demokratisierung von Gesellschaft und Wirtschaft geben. Diese Idee wurde jedoch außer von einzelnen Ausnahmen (z.B. durch Eduard David) innerhalb der SPD kaum unterstützt. Die Parteimehrheit stand fest hinter den Prinzipien des Freihandels und des Abbaus von Schutzzöllen, nur so lasse sich der Sozialismus verwirklichen.[16]

Auch Eduard Bernsteins Positionen unterscheiden sich von den Hauptströmungen der Partei. Er nimmt eine „pragmatischere“ Haltung gegenüber den Kolonialismus ein, eine Ideologie und Bewegung, die die SPD stark ablehnt. Im Kolonialismus sieht er nicht nur eine „Menschheitsfrage“, sondern auch „eine Kulturfrage ersten Ranges“[17]. Für ihn bedeutet Kolonialismus „die Frage der Ausbreitung der Kultur und, solange es große Kulturunterschiede gibt, der Ausbreitung oder, je nachdem, Behauptung der höheren Kultur.“[18] Bernstein unterscheidet zwischen einer „höheren“ und einer „niederen“ Kultur, und, wann immer diese beiden aufeinandertreffen, käme es zu Konflikten.[19] Das erinnert an die Ausführungen von Riezler, für den der Kampf der Völker im Vordergrund steht.

Er verurteilt zwar die Mittel und Wege des derzeitigen Kolonialismus, sieht in ihm jedoch eine „geschichtliche Notwendigkeit“[20], die „existieren würde, auch wenn es keinen Kapitalismus und kapitalistisch-feudalen Militarismus gäbe.“[21] Bernstein sieht auch in der „Vormundschaft der Kulturvölker über Nichtkulturvölker“[22] eine gewisse geschichtliche Notwendigkeit, „die auch Sozialisten anerkennen sollten.“[23] Diese Überlegungen befinden sich, das hält er auch seinen Kritikern entgegen, in Einklang mit den Schriften von Ferdinand Lassalle, Karl Marx und Friedrich Engels.[24]

In einem Brief an Bernstein schreibt Engels bezüglich des Aufstands in der Krizwoschje und der „unterdrückten Südslawen“ z. B., wie viel Mühe es ihm gekostet hat, die Sympathie für die Slawen loszuwerden[25] und er sei „autoritär genug, die Existenz solcher Naturvölkchen mitten in Europa für einen Anachronismus zu halten […] Wären wir [die Sozialisten] am Ruder, auch wir würden dem altererbten Rinaldo Rinaldini- und Schinderhannestum dieser Burschen ein Ende machen müssen.“[26] Die „niederen Kulturvölker“ (oder „Nichtkulturvölker“) müssen demnach von den „höheren“ Kulturvölker unterworfen werden[27], „und zwar nicht erst für eine sozialistische Zukunft, sondern ausdrücklich auch für die Gegenwart.“[28] Laut Bernstein könne ein Sozialist zwar, die Mittel der Unterwerfung kritisieren, aber nicht die Tatsache der Unterwerfung.[29]

Das Proletariat solle nur die Art und Weise, das Ausmaß und die Methoden des Kolonialismus durch den „kapitalistischen Staat“ kritisieren und bekämpfen, nicht die kolonialistische Bewegung und deren Idee an sich, denn „an einer vernünftigen geographischen Ausbreitung der Nation [hat] auch das Proletariat ein Interesse.“[30] Die Aussage lässt sich dahingehend interpretieren, dass Bernstein prinzipiell nichts gegen eine „deutsche Weltmacht“ einzuwenden hat, solange sie sich begrenzt und sich gegen die „mongolische Gefahr“[31] stellt. Bernstein sei schließlich „nicht blind gegen das Vordringen des Mongolentums und die Probleme, die es birgt.“[32] Gemeint ist hier sicher das Zarenreich Russland, das einige Sozialdemokraten als einen „Hort der Reaktion“ betrachten und das definitiv durch sozialistische Nationen bekämpft werden müsse. Es wäre in den Augen Bernsteins sicherlich der Kampf zwischen „höherem“ und „niederen“ Kulturvolk.

Die Aussagen Bernsteins stellen bis zu einem gewissen Zeitpunkt eine Minderheitenposition dar, die erheblich von Parteilinken und dem „Vorwärts“, dem Zentralorgan der SPD, kritisiert wurden.


[1] Geiss, Öffentliche Meinung und Krieg vor 1914, S. 110.

[2] Vgl. Neitzel, Außenpolitische Zukunftsvorstellungen um 1900, S. 69f.

[3] Ebd., S. 70.

[4] Vgl. ebd.

[5] Vgl. Wilhelm Liebknecht, Die Stellung des Proletariats zum Militarismus. Redewiedergabe und Resolution auf dem Internationalen Arbeiterkongreß in Brüssel. 21. August 1891. https://www.marxists.org/deutsch/archiv/liebknechtw/1891/08/int-arbkong.htm (letzter Zugriff am 13.09.2024).

[6] Ebd.

[7] Vgl. ebd.

[8] Ebd.

[9] Vgl. Neitzel, Außenpolitische Zukunftsvorstellungen um 1900, S. 71.

[10] Zit. nach: Geiss, Der lange Weg in die Katastrophe, S. 143.

[11] Ebd.

[12] Zit. nach: Neitzel, Außenpolitische Zukunftsvorstellungen um 1900, S. 71.

[13] Vgl. ebd.

[14] Vgl. ebd.

[15] Zit. nach: ebd.

[16] Vgl. ebd., S. 72f.

[17] Eduard Bernstein, Die Kolonialfrage und der Klassenkampf. November 1907. https://www.marxists.org/deutsch/referenz/bernstein/1907/11/kolonial.htm (letzter Zugriff am 13.09.2024).

[18] Ebd.

[19] Vgl. ebd.

[20] Ebd.

[21] Ebd.

[22] Ebd.

[23] Ebd.

[24] Vgl. ebd.

[25] Vgl. ebd.

[26] Zit. nach: ebd.

[27] Vgl. ebd.

[28] Ebd.

[29] Vgl. ebd.

[30] Ebd.

[31] Ebd.

[32] Ebd.

5. Schlussbetrachtungen

Nun möchte ich die Erkenntnisse zusammenfassen und mich der in der Einleitung aufgeworfenen Frage zuwenden.

Vorstellungen von einer „deutschen Weltmacht“ begannen, sich in den Führungskreisen des Deutschen Reich mit der Herrschaft Kaiser Wilhelms II. und seiner „Weltpolitik“ zu manifestieren. Wirklich konkrete Pläne und Umsetzungen kamen aber zu keinem Zeitpunkt zu stand. Wilhelm II. hatte sehr viele und mitunter sich gegenseitig ausschließende Ideen. Er träumte von einem „geistig-kulturellen“ Imperium statt von der „profanen, politischen Weltherrschaft“, von einem vereinigten Europa unter deutscher Dominanz, von einer Napoleon-artigen Herrschaft, von der völligen Zerstörung Englands, von Rassenkämpfen gegen Russen und Chinesen. Ständig schwankte er zwischen Frieden, Krieg, Militarismus und deutscher Kulturhegemonie. Bis zu seinem Ende konnte er sich nie entscheiden, was für eine Art von Kaiser er genau sein wollte. Abgesehen davon, dass der Einfluss Wilhelms II. auf die „reale“ Außenpolitik immer minimal und begrenzt blieb. Dafür sorgten mächtige Ratgeber, Minister und Staatssekretäre.

Auch der restliche Führungsapparat und die folgenden Reichskanzler hatten keine genauen Vorstellungen davon, wie eine „deutsche Weltmacht“ auszusehen habe und wie sie zustande kommen soll.

Caprivi plante ein vereinigtes Mitteleuropa unter deutscher Führung, doch das Konzept starb bereits vor der Geburt durch den Sturz des Reichskanzlers.

 Bülow wollte einen „Sozialimperialismus“ nutzen, um die Probleme im Inneren des Reichs zu lösen und die „Nation zu heilen“. Deutschland solle überall auf der Welt präsent sein – ohne echtes Ziel.

Bethmann Hollweg distanzierte sich von einer ambitionierten Außenpolitik und Strebungen nach „deutscher Weltmacht“. Ihm ging es darum, die Krise und die immer häufiger auftretenden Spannungen, die das Reich plagten, zu beseitigen. Eine „abenteuerliche Weltpolitik“ sah er dabei als nicht hilfreich an.

Einer der wenigen, die innerhalb der Führungskreise mehr oder weniger unverhohlen ihre Weltmachtspläne propagierten, war Riezler, der ausgiebig darüber schrieb, dass alle Völker in einem sozialdarwinistischen Kampf um die Weltherrschaft ringen und dass es Deutschland Schicksal sei, Teil an der Weltherrschaft zu haben.

Im Bürgertum waren Weltmachtvorstellungen eher verbreitet und akzeptiert, besonders unter Akademikern und den nationalistischen Agitationsverbänden wie den „Alldeutschen Verband“ und den Flottenverein. Diese propagierten ihre Weltmachtswünsche auch wesentlich aggressiver und direkter, bedrängten die Regierung zu einer immer ambitionierteren Außenpolitik. Es gab zwar eine pazifistische Strömung, doch diese blieb eine Minderheit ohne nennenswerten Einfluss.

In der Arbeiterschaft und der Sozialdemokratie waren Weltmachtvorstellungen aufgrund der Vorherrschaft des marxistischen Sozialismus mit seiner Betonung von „friedlicher Völkerverständigung“, Internationalismus und Anti-Militarismus logischerweise kaum vertreten. Die meisten Sozialdemokraten beschäftigten sich wenig mit außenpolitischen Fragen (der Marxismus gab diesbezüglich eindeutige utopische Linien vor, wie die Zukunft aussehen wird), ihnen ging es mehr um die Innenpolitik, um die Belange der Arbeiterklasse und das Voranbringen einer sozialistischen Revolution zum Sturz des „Feudalabsolutismus“ und die Gründung einer „Diktatur des Proletariats“. Jedoch gab es auch innerhalb der Arbeiterbewegung Personen, die ein anderes Verhältnis zu Imperialismus und deutschen Weltmachtvorstellungen anstrebten. Calwer schlug ein ähnliches Mitteleuropa-Konzept wie Caprivi vor und Bernstein argumentierte für eine neutralere Behandlung der „Kolonialismusfrage“ und deutete zumindest an, dass er gegen eine „deutsche Weltmacht“ erstmal nichts einzuwenden hat. Dies blieben jedoch Minderheitenmeinungen.

Waren „Weltmachtvorstellungen“ nun ein Elitenprojekt oder ein gesamtgesellschaftliches Phänomen? Entgegen meinen ersten persönlichen Erwartungen tendiere ich eher zu letzterem (mit einer Modifikation, die ich weiter unten erläutere). Ich ging davon aus, dass das Projekt „deutsche Weltmacht“ eher ein Elitenprojekt sei, da es sich beim deutschen Kaiserreich um einen hierarchisch-autoritären Staat handelte und Weltmachtvorstellungen quasi von oben nach unten in die Gesellschaft „sickerten“. Nach der Faktenlage scheint dies aber nicht der Fall zu sein, sondern umgekehrt. Das Bürgertum gab in der politisch relevanten Öffentlichkeit den Ton an und war „Feuer und Flamme“ für Weltmacht und Imperialismus. Es war das Bürgertum (und mit ihnen die Agitationsverbände), die die eher planlose Regierung zu einer riskanteren und ambitionierteren Außenpolitik drängte. Das Kaiserreich war trotz Vorherrschaft von „Krone und Thron“ eine bürgerliche Gesellschaft, in der das Bürgertum die wichtigsten Stellen im akademischen Raum, in der Verwaltung, den Parteien, der Wirtschaft und der Presse besetzte. In den Augen der Bürgerlichen (und auch der Adligen und der Konservativen in negativer Hinsicht) war der Imperialismus gleichbedeutend mit Fortschritt, Industrialisierung und Wohlstandsvermehrung. Eine „deutsche Weltmacht“ hätte die Restbestände des Adeltums hinweggefegt  und Deutschland zu einer „liberaleren“ Nation gemacht.

Zwar hatte die Regierung versucht, die nationalistische Stimmung einzufangen und für sich zu benutzen, doch musste sie einsehen, dass sie diese Kräfte weder zügeln noch kontrollieren konnte. Die Agitationsverbände standen immer in Opposition zur Führung und das Bürgertum schrie nach immer größeren Erfolgen und stellte zunehmend waghalsigere Forderungen (wie die Kolonisierung von kleineren europäischen Staaten, der Aufbau eines „Größeren Deutschlands“ etc.), die die der Regierung noch bei weitem überboten.

Pazifismus, Anti-Militarismus und Arbeiterbewegung waren von der Macht im Kaiserreich weitestgehend ausgeschlossen und schafften es zumindest bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs zu keinen nennenswerten Einfluss. Wie bereits mehrmals gesagt, standen sie konträr zur Ordnung und öffentlichen Meinung.

Bei genauerer Betrachtung handelt es bei den „Weltmachtvorstellungen“ nicht um ein „Elitenprojekt“ und strenggenommen auch nicht um ein „gesamtgesellschaftliches Phänomen, da die Arbeiterschaft, die einen relativ großen Teil der Bevölkerung im Kaiserreich darstellte, kein oder kaum Interesse an „Weltmachtvorstellungen“ hatte, sondern um ein vorwiegend bürgerliches Phänomen.

Festzuhalten ist noch, dass niemals nur eine Form von „Weltmachtvorstellung“ existierte. Das Deutsche Kaiserreich in der Wilhelminischen Zeit kannte diesbezüglich eine gewisse Pluralität –  ein „geistig-kulturelles Imperium“, ein deutsch-geführtes Mitteleuropa, Deutschland als wortwörtlicher Herrscher über die Welt, die Teilhabe des Deutschen Reiches an der Weltherrschaft, eine kontinentale Hegemonie über Europa, ein großdeutsches Reich, ein Kaiserreich als ein weiteres Mitglied der Weltmächte usw.

6. Quellen- und Literaturverzeichnis

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Bernstein, Eduard: Die Kolonialfrage und der Klassenkampf. November 1907. https://www.marxists.org/deutsch/referenz/bernstein/1907/11/kolonial.htm (letzter Zugriff am 13.09.2024).

Breuer, Stefan: Die radikale Rechte in Deutschland 1871-1945, Stuttgart 2021.

Clark, Christopher: Wilhelm II. Die Herrschaft des letzten deutschen Kaisers, 9. Aufl., München 2009.

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Geiss, Immanuel: Das mißlungene Reich. In: Das Deutsche Reich und die Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs. Hrsg. von ders., München 1985, S. 16-27.

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Kisoudis, Dimitrios: Mitteleuropa und Multipolarität, Schnellroda 2023 (= kaplaken Reihe, 87).

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7. Eidesstattliche Erklärung

Hiermit versichere ich an Eides statt, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und nur mit den angegebenen Quellen und Hilfsmitteln (z. B. Nachschlagewerke oder Internet) angefertigt habe. Alle Stellen der Arbeit, die ich aus diesen Quellen und Hilfsmitteln dem Wortlaut oder dem Sinne nach entnommen habe, sind kenntlich gemacht und im Literaturverzeichnis aufgeführt. Weiterhin versichere ich, dass weder ich noch andere diese Arbeit weder in der vorliegenden noch in einer mehr oder weniger abgewandelten Form als Leistungsnachweise in einer anderen Veranstaltung bereits verwendet haben oder noch verwenden werden. Die Arbeit wurde noch nicht veröffentlicht oder einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt.

Die „Richtlinie zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis für Studierende an der Universität Potsdam (Plagiatsrichtlinie) – Vom 20. Oktober 2010“ ist mir bekannt.

Es handelt sich bei dieser Arbeit um meinen ersten Versuch.

Disclaimer: Die Arbeit entstand im Rahmen des Seminars „Der Sprung ins Dunkle“ – Die Julikrise 1914 und wurde mit 1,0 bewertet.

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